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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 1)

Weitere Fayencen in bäuerlichem Charakter erzeugten die Betriebe in 
Böhmen, Mähren, Istrien, Dalmatien, die jedoch noch wenig aufgeklärt sind. 
Mehr wissen wir über die Erzeugnisse in Salzburg (Werkstätten Obermillner, 
Moser, Pisoti), in Wels (Meister Kizberger und Maler Rosenfeldt). Für Nieder- 
österreich arbeiteten die Meister Sponner, Neufellner mit ihrerVerwandtschaft 
in den Orten Brunn am Steinfeld, Fischau, Steinabrückl und Leobersdorf. 
Auch an der ungarischen sowie mähri- 
sehen Sprachgrenze Niederösterreichs 
gab es derartige, nicht unbedeutende 
Betriebe. Aus einem solchen stammt 
der Maßkrug mit der Reiterligur des 
heiligen Georg. Das Vorwiegen grell- 
roter Farbe spricht für slawischen Ein- 
fluß (Abb. 60). 
DasSchwergewichtderProduktion 
lag also, wie wir dies bei den deutschen 
Kunsttöpfereien des XVI. Jahrhunderts 
an der Hand der Sammlung verfolgen 
konnten, in der eigentlichen Gefäß- 
keramik. Künstlerisch ausgestattete 
Schüsseln der Renaissance zählen zu 
den größten Seltenheiten. Erst die 
Fayence hat sich ihrer kräftig ange- 
nommen und so fällt die hauptsäch- 
lichste Herstellung in das XVII. und 
XVIII. Jahrhundert. Den Zusammen- 
hang zwischen den Waren der Töpfer 
und Ofenhafner vermittelten jederzeit 
verschiedene kleinere Tonarbeiten, die 
bald von dieser, bald von jener Seite 
_in größerer Menge erzeugt wurden. 
Hiezu zählen auch allerhand Formen 
für den Küchengebrauch und speziell 
Abb. 60- I-undenburzvrFayßnßekrßg mil der solche zur Herstellung von Backwerk, 
33.1315" Liiishiilifliraifää;ÜIÜJZTZ; das dem Kulms oder auch dem v"- 
feinerten Geschmack diente. Hatte das 
germanische Heidentum den Opfergebäcken die Form von Götterbildern 
und Tieren gegeben, so nahm nach der Christianisierung das Abendmahl- 
brot (obelätä) flache runde Gestalt an und diese Form wurde auch für das 
weltliche Gebäck bestimmend. Man reichte dieses zum Nachtisch, an Feier- 
tagen und Festtagen, zur Ehrung eingelangter Gäste oder zu andern beson- 
deren Gelegenheiten. Hieher gehört der Honigkuchen (honigküchelin), ein 
im Mittelalter sehr geschätzter Leckerbissen, da der Zucker noch nicht 
allgemein in Betracht kommen konnte, weiters der Marzipan und der Leb-
	        
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