Abb. x. Mittelalterlicher Steinzeugbecher rnit auf-
gelegten Bartmasken. Wesxdeutsches oder fränki-
sches Steinzeuggebiet. XIV. bis XVJahrhundert.
Höhe 0'352 Meter
und einer bisher noch wenig aufgeklärten
oder, richtiger gesagt, vorläufig nur durch
einen Massenfund angenommenen Stein-
zeugindustrie in Dreihausen bei
Marburg in Hessen zugewiesen.
Diese beiden Becher (Taf. I und
Abb. 1) von schlanker Vasenform,
bei welcher der Rumpf in seiner
ursprünglichen Tendenz des Ent-
haltens und des Fassens deutlich
hervortritt, waren seinerzeit mit
einem Deckel versehen.
Die Flächenverzierung der
dunkelbraunen Steinzeugmasse be-
steht in einem feinen Schachbrett-
muster, das mit einem geperlten
Rautenmuster abwechselt. Aufgelegt sind
mit kaltem Email bemalte, in den Haar-
partien vergoldete Masken, bei dem
zweiten Becher die ganzen Figuren der
Heiligen Barbara und Katharina, in ähn-
licher Weise wie die Masken bemalt und
vergoldet.
Ich möchte hier die Bezeichnung
Krause, welche von Falke für diese Gefäße
in „Kunst und Kunsthandwerk", Band X,
Seite 295 ff. anwendet, ausschalten. Es
sind gedeckelte Becher. Die Krause oder
Kruse der Keramik dagegen ist ein ge-
drungenes, kugelförmiges, seltener birn-
förmiges Gefäß mit kurzem Hals oder
kurzem Fuß und stets ohne Deckel. S0
sehen wir es in den Wappen der Kraus
von Krausenfels und des Rotenburgischen
Adelsgeschlechts der Krausen. Ein gutes
Beispiel für die Form gibt uns die große
Kreußener Krause bei Figdor. Wie von Falke ausführt, haben wir die ältesten
uns bekannten deutschen Steinzeuggefäße mit Kunstcharakter vor uns. Nach
der I-Iaar- und Barttracht der Masken setzt er ihre Entstehung in das erste
Drittel des XV. Jahrhunderts. Das Kostüm der heiligen Frauen, speziell
die Schwertform bei der Figur der Barbara würden für ein noch höheres
Alter stimmen, wenn nicht die Möglichkeit einer Benutzung älterer Modelle
oder eines nicht zeitgenössischen Vorbilds zu berücksichtigen wäre. Die
Art der Flächenverzierung erinnert an die Technik der Korbiiechterei mit