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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 2)

Detail, entwirft alle Zeichnungen und überläßt nur die Durchzeichnung 
seinem Assistenten. Der eigentliche Arbeiter ist überall er selbst, denn er 
liebt seine Arbeit, und zwar nicht wegen des Ruhmes, den sie ihm bringen 
kann - der jedoch trotzdem nicht ausgeblieben ist _, sondern um der 
Freude willen, die sie ihm bereitet. 
 
ERFINDUNG UND FRÜHZEIT DES MEISSNER 
PORZELLANS Sie VON J. FOLNESICS-WIEN 
Weisheit verläßt, weiß ob Untergang oder Ruhm 
sein Los sein wird; aber der Traum des Gelingens 
weckt ethische und geistige Kräfte, stärker als der 
Wille zu leben. So sind denn alle Bahnbrecher 
der Kultur, die ihr Leben einer Idee weihen und 
unbeirrbar ihrem Ziel entgegenstreben, auch ihrer 
Psyche nach ungewöhnliche Naturen, die wir 
längst mit ganz anderem Maßstab als dem all- 
täglicher bürgerlicher Wohlanständigkeit zu 
messen gelernt haben. Diese Art der Beurteilung 
war aber zur Zeit, als die allen späteren Schilderungen zugrunde liegende 
Lebensbeschreibung Böttgers verfaßt wurde, nicht üblich. Engelhardts 
Biographie Böttgers erschien im Jahre 1837. Auf eingehenden Forschungen 
und Studien beruhend, galt sie als vortreffliche Arbeit und durch nahezu 
drei Generationen hat niemand Wesentliches daran zu ändern für nötig 
erachtet. Darnach war Böttger nicht nur der geniale Erfinder des euro- 
päischen Porzellans, sondern auch ein Windbeutel und Scharlatan, ein 
Renommist, Verschwender und Prasser, ein Betrüger, Schwindler und 
Säufer, dem das Glück den Ruhm einer bedeutenden Erfindung in den 
Schoß geworfen. Dieses jeden Unbefangenen überraschende Urteil ver- 
anlaßte Dr. Ernst Zimmermann, den gegenwärtigen Vorstand der König- 
lichen Porzellansammlung in Dresden, die geschichtlichen Daten über 
Böttger einer Revision zu unterziehen und eine Tat historischer Gerechtigkeit 
und Wahrheitsliebe auszuüben, die um so wohltuender wirkt, je geneigter 
wir sind, einem Manne, dessen Erfindungen der gesamten deutschen Nation 
Ehre und Vorteil brachten, mit ungeteilten Gefühlen Dank zu spenden)". 
Engelhardt hat für seine Arbeit nahezu dasselbe archivalische Material benutzt 
wie Zimmermann. Vor allem die im Königlich sächsischen Hauptstaatsarchiv 
zu Dresden befindlichen, auf die Meißner Manufaktur bezüglichen Akten, 
ferner vermutlich die in der Meißner Manufaktur selbst aufbewahrten 
" Ernst Zimmermann, Die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans. Ein Beitrag zur Geschichte 
der deutschen Keramik. Mit einer Farbentafel und zu Abbildungen im Text. Gr.-8". XIX, 328 Seiten. Berlin, 
G. Reimer, 1908. M. 20.-. (Die Illustrationen dieses Aufsatzes sind mit freundlicher Zustimmung des Verlegers 
dem Werke Zimmermanns entnommen.)
	        
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