MAK

Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 2)

H3 
äußerst ungünstig einwirkten und daß der Optimismus einer so sanguinischen 
Natur wie die des Königs bald den einzigen Lichtpunkt in seinem Leben 
bildete. Der Schilderung dieser fruchtlosen und aufreibenden Kämpfe widmet 
Zimmermann einen großen Teil seines Buches und gewährt uns dadurch 
einen äußerst lehrreichen Einblick in das Verwaltungsgetriebe und in die 
ökonomischen und kaufmännischen Verhältnisse zu Anfang des XVIILJahr- 
hunderts sowie in das Intrigenspiel der Leute, die aus den einander oft 
entgegengesetzten Bestrebungen bei Hofe und in der Beamtenschaft ihren 
Vorteil zu ziehen bestrebt waren. Vor allem wirkte der Umstand, daß wegen 
Geldmangel, so lange Böttger lebte, kein den Erfordernissen entsprechender 
Brennofen gebaut werden konnte, lähmend auf den gesamten Betrieb. Aber 
auch der Mangel an geschäftskundigen Leuten in der Fabriksleitung konnte 
durch den Umstand, daß die Erzeugnisse im Publikum großen Beifall fanden, 
 
Böttger-Porzellan mit freihändig aufgelegten einzelnen Blumen und Blättern 
nicht wettgemacht werden, denn es war nicht möglich, so viel zu erzeugen 
als der Markt verlangte. Wenn die Dinge an der Fabrik derart verfahren 
waren, daß die Beteiligten keinen Ausweg mehr sahen, wurden Kommis- 
sionen einberufen; dem Grundübel des Kapitalmangels vermochten aber 
auch sie nicht abzuhelfen. 
Hinsichtlich der künstlerischen Ausgestaltung des Böttger-Porzellans 
zeigt sich zunächst eine Wiederholung der in Steinzeug ausgeführten Modelle. 
Die Erfindungen Irmingers, neben denen die des Oberarchitekten des Königs 
Leplat kaum in Betracht kommen, wurden einfach in Porzellan übertragen. 
Es sind also durchaus nicht Imitationen chinesischer Vorbilder, mit 
denen das europäische Porzellan ins Leben trat, sondern der erste euro- 
päische Porzellanstil ist, wie Zimmermann nachdrücklich hervorhebt, 
der Barockstil, und erst nach Böttgers Tod begann die Herrschaft der 
chinesischen Vorbilder. Die 370 Stücke der Dresdener Porzellansammlung
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.