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äußerst ungünstig einwirkten und daß der Optimismus einer so sanguinischen
Natur wie die des Königs bald den einzigen Lichtpunkt in seinem Leben
bildete. Der Schilderung dieser fruchtlosen und aufreibenden Kämpfe widmet
Zimmermann einen großen Teil seines Buches und gewährt uns dadurch
einen äußerst lehrreichen Einblick in das Verwaltungsgetriebe und in die
ökonomischen und kaufmännischen Verhältnisse zu Anfang des XVIILJahr-
hunderts sowie in das Intrigenspiel der Leute, die aus den einander oft
entgegengesetzten Bestrebungen bei Hofe und in der Beamtenschaft ihren
Vorteil zu ziehen bestrebt waren. Vor allem wirkte der Umstand, daß wegen
Geldmangel, so lange Böttger lebte, kein den Erfordernissen entsprechender
Brennofen gebaut werden konnte, lähmend auf den gesamten Betrieb. Aber
auch der Mangel an geschäftskundigen Leuten in der Fabriksleitung konnte
durch den Umstand, daß die Erzeugnisse im Publikum großen Beifall fanden,
Böttger-Porzellan mit freihändig aufgelegten einzelnen Blumen und Blättern
nicht wettgemacht werden, denn es war nicht möglich, so viel zu erzeugen
als der Markt verlangte. Wenn die Dinge an der Fabrik derart verfahren
waren, daß die Beteiligten keinen Ausweg mehr sahen, wurden Kommis-
sionen einberufen; dem Grundübel des Kapitalmangels vermochten aber
auch sie nicht abzuhelfen.
Hinsichtlich der künstlerischen Ausgestaltung des Böttger-Porzellans
zeigt sich zunächst eine Wiederholung der in Steinzeug ausgeführten Modelle.
Die Erfindungen Irmingers, neben denen die des Oberarchitekten des Königs
Leplat kaum in Betracht kommen, wurden einfach in Porzellan übertragen.
Es sind also durchaus nicht Imitationen chinesischer Vorbilder, mit
denen das europäische Porzellan ins Leben trat, sondern der erste euro-
päische Porzellanstil ist, wie Zimmermann nachdrücklich hervorhebt,
der Barockstil, und erst nach Böttgers Tod begann die Herrschaft der
chinesischen Vorbilder. Die 370 Stücke der Dresdener Porzellansammlung