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eine Porträtzeichnung des Erzherzogs Rainer;
von Rauchinger wieder einige halbironisch
mit der Feder gezeichnete Porträte von Wie-
ner Schriftstellern. Der stärkste Aussteller
ist Schönleber; meist in Pastell, so auch das
große Bild „Laufenburg am Oberrhein". Mit
einer altmodischen Traulichkeit gegeben eine
Anzahl Porträtköpfe in Kreide, von Thoma,
desgleichen einige Blätter von Steinhausen.
Dill, Bartels, Dettmann, Hans am Ende kom-
men noch hinzu. Keiner in voller Stärke.
EZESSION. Eine graphische Ausstel-
lung von Belang. Die Hauptsache darin
drei Zimmer voll Radierungen Frank Brang-
wyns. In allen mitteleuropäischen Ausstel-
lungen ist seitjahren eineWand voll solcher
Brangwyns obligat; nur Wien hielt sich bis-
her zurück, den Hagenbund etwa ausgenom-
men. Der glühende Farbenmensch Brang-
wyn verleugnet sich auch als Radierer nicht;
als Lithograph ist er schwächer. Er erschöpft
alle Ressourcen von Schwarz undWeiß, dem
er eine eigene Romantik abgewinnt. Eine ganz
moderne natürlich; eine Sozialistische, an die Wiener Kunstgewerhescbule Schreibmappe Entwurf
Meuniersund (gelegentlich)Rousgrenzendm von Ugo Zovetti, Ausführung von Emilie Schöberle
Seine Liebli-ngseßekte sind Schwarze G90" (Spezialkurs für Kunstweberei, Abt. Rosalia Rothansl)
metrien von Gerüsten bei Großbauten, Berg-
werken, in Fabriksanlagen, mit einer schwarzen Arbeiterschaft bevölkert, deren Gruppen
er im Stil des Hundertguldenblatts beleuchtet. Schwarzes Gebälke in abenteuerlichen
Kreuzungen durcheinander starrend, oder auch spießige Masten und schiefwinkeliges
Tauwerk aus Schwärzen eines Vordergrunds aufragend, hinter dem sich in breiten Hellig-
keiten Häuserreihen, Kathedralen oder auch alte Schiffsrümpfe bäumen. Format am liebsten
gemäldehaft, Wirkung weithin in die Ferne. Dabei aber die größte Gründlichkeit des Hand-
werks, namentlich auch des Figurenverständnisses. Im ganzen also der Gegenfüßler
Whistlers, des imrnerdar Intimen, der seine Platten in der Rocktasche trug, um sie gleich aus
dem Stegreif zu bekritzeln. Brangwyn ist neben ihm der Monumentale, der moderne Roman-
tiker und Sozialheroiker. Als farbiges Gewürz waren in diese Säle ein paar ganz virtuose
Gouaschen eingestreut. Neben ihm nahm sich eine Kollektion von Blättern des Dresdners
Otto Fischer recht zahm aus. Meist Hamburger Gegenden in whistlerisierender Auffassung;
dazu Pastellandschaften von stark segantinischer Anlage. Als dritter im Bund der Wiener
Ludwig Rösch, der sieben Jahre in Spanien gelebt hat, mit Aquarellen aus Sevilla, Toledo,
Cuenca und so fort; dann auch Venedig, Assisi, der Stephansplatz, alles in dünn, sepia-
oder aquatintaartig schwimmenden Tönen von absonderlicher, toniger Harmonie. Regen-
stimmungen sind ihm noch besonders genehm; man spannt unwillkürlich den Schirm auf.
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ERLINER CHRONIK. In der Winterausstellung der Sezession erscheinen die
zeichnenden Künste. Eine Ausstellung voll lebendiger Kultur und gerade darin gegen-
wartsfroh und unbefangen frei, daß sie einem guten, doch lang schon toten Meister einen
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