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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 2)

wieder goutiert - kokett aus der Brusttasche 
wehend. Es ist die Tracht des Fürsten Pückler, 
und in die Welt seiner Briefe und Tagebücher 
versetzt die Krüger - Galerie anschauungs- 
kräftig. 
Neben solcher retrospektiver Schau eine 
Fülle moderner Handschriften. 
Geistig essentielle Atmosphäre, anregend, 
ja mehr noch erregend, weht in dem Kabinett 
der Liebermannschen Blätter. Zeichnungen, 
Pastelle, Radierungen, viel Holländisches aus 
den Straßen der Städte, vom Strand, von den 
Dünen, von den Ufern der Kanäle. Doch dies 
Stoffliche ist immer nur ein Mittel, den Raum 
mit dem beseelten Rhythmus lebendiger Linien- 
schwingung auszufüllen. Ein souveräner Geist 
packt die Erscheinung, Filtriert sie durch ein 
hellscharfes Gehirn und schreibt, ihren Extrakt 
auf das Wesentliche komprimierend, mit spar- 
samstem Strich in den weißen Rahmen des 
Papiers. 
Und was am fesselndsten ist, das scheint 
die so untrügliche Sicherheit, mit der, fern 
von materieller Nachahmung, die Realitäten in 
die Sprache von Linien und Strichen übersetzt 
werden. Das ist kein vortäuschender Abklatsch 
nach der Natur, das isteine Natur für sich, geistig 
wiedergeboren, die nicht nur Suggestion übt, 
sondern die unser Wirklichkeitsgefühl steigert. 
Das sind die höchsten Qualitäten graphi- 
scher Kunst, eine Erscheinung so an sich zu 
reißen, sie so zu besitzen, daß mit wenig Zügen 
der Reßex ihres Wesens, ihre höhere Wirklich- 
keit zu bannen ist. Solche intensiv erfüllte Hand- 
schrift voll vibrierendem Fluidums spricht noch 
aus Paul Baums flandrischen Zeichnungen at- 
mender Landschaften, aus Erna Franks hollän- 
dischen Radierungen. 
Einen großen Platz nimmt die Gedächtnis- 
ausstellung für den Karikaturisten Rudolf Wilcke 
ein. Er war ein großer Könner, ein Bewältiger, 
ein skulpturaler Kneter der Form, ein Charak- 
teristiker treffsicheren Blicks und schöpferischen 
GriiTs. Auch war er ein durchausWesentlicher. 
Nur auf solchem Boden erwächst die geistige 
Karikatur, deren Art nicht das grinsende Ver- 
höhnen, sondern das lächelnde Enthüllen, De- 
maskieren, An-den-Tag-Bringen ist. 
Viel dekorative Temperamente sieht man. 
Geschmacksreiz hat Walter Klemm vor allem, 
mit seinen farbigen Holzschnitten, tonig, weich, 
voll koloristischer Harmonien. Auf körnig- 
Wiener 
Kunstgewerbeschule, Österreichisches 
Wappen, gezeichnet und ausgeführt von Grete 
Gonmann (Thetter), (Spezialkurs für Kunst- 
weberei, Abteilung Frau Leopoldine Guttmann)
	        
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