blatts übertragen. Unsachlich und zweckwidrig wirkt das, wenn es in geschlossener
Verbindung mit dem Schwert erscheint; hier, wo die Blätter isoliert in Vitrinen, oft
noch in zierliche Brokatkästchen gebettet liegen, kann man von dem störenden Gedanken
absehen und sich nur der Virtuosität dieser Schmucktechnik hingeben. Man wird vor
allem durch die Polychromie der Materialmischungen an Lalique und seine Metall-
magien erinnert.
Die Tiere erhalten Augen aus eingelegtem Perlmutter mit goldenen Pupillen; Dolden
von Früchten werden aus Korallen gebildet, eine schwimmende Ente wird aus einem opali-
sierenden Halbedelstein geschnitten, und zur letzten Steigerung findet sich in der I-Iirata-
Schule das Email ein. Auf dem Griff eines Schwertmessers sieht man so den Fujiiberg aus
blauweiß schimmemdem Schmelz, von Nebelstreifen in Goldeinlage durchzogen. Und
silbern liegt dazwischen die Mondscheibe.
Auf einem Stichblatt hocken im Relief zwei Hasen, der eine aus Silber mit Goldaugen,
der andere Cloisonne, aus weißem in Silberdraht gegossenem Zellenschmelz; sie hocken
zwischen l-Ialmgebüsch aus grünem Schmelz und Bambusgras von Gold und dazu scheint
ein Mond aus Kristall.
Viel Reiz hat die Betrachtung einer andern Gruppe Schwertzieraten, der Menuki.
Das sind kleine immer paarweise auftretende metallgeschnittene Vignetten, die als Befesti-
gung für die Bandumflechtung des Schwertgriffs dienen. Es sind meist zierliche Relief-
plastiken von Tieren, Pferden, Ziegen, fliegenden Wildgänsen, Fasanen, und die Anordnung
der Tiere gegeneinander in bewegten gegenseitigen Überschneidungen ist von minutiöser
und dabei lebendiger Komposition.
Auserlesen sind die Lackarbeiten, Kassetten, Kabinettschränkchen und Dosen.
Den Schluß macht eine farbenschöne Serie von I-Iolzschnitten. Und aus ihr inter-
essierten vor allem einige Blätter, die in ihren Tiercharakteristiken engen Stilzusammen-
hang mit den Impressionen der chinesischen Gemälde zeigten, die vor einiger Zeit gelegent-
lich der Akademieausstellung hier besprochen wurden.
Outamaros Wachteln in der Hirse mit der Parallelisierung der strichartig hingefegten
Hirse mit der Geiiedermusterung der Vögel, und der Reiher I-Iiroshiges zwischen hohen
Binsenstauden, ausgespart im weißf-limmernden Umriß. Es ist diese Ausdruekshandschrift
sehr ähnlich der Technik jener chinesischen Blätter, die weißfedrige Kraniche im Gebüsch
wiedergeben oder den streitigen Tiger auf dem streitigen Hintergrund von Schilfstauden.
F. P.
MAREES-AUSSTELLÜNG. In den Räumen der Sezession sieht man jetzt das
Lebenswerk I-Ians von Marees in einer Ausstellung voll ernster stiller Feierlichkeit
vereinigt. Tragik und Sehnsucht des Unvollendeten weht uns von diesen Wänden an. Ein
Einsamer, von der Leidenschaft zum Schöpferischen gepeitscht, von künstlerischem Trieb,
dem Chaotischen des Lebens Form zu geben, es gestaltend und bildend in immer höhere
reinere Zellen der Anschauung ernporzuführen, hat diese elysäischen Darstellungen
geschaffen. Neuidealistisch können sie die Deiinitiousfanatiker nennen. Aber dieser
Idealismus ist nicht vage und nicht aus schönrederischen Gefühlen geboren, sondern er
kommt vom Schauen, von den Sinnen. Aus nie rastenden Empfanglichkeiten, dauerndem
Aufnehmen der Natur und der Menschengestalt sammelt sich im Künstler eine Fülle der
Gesichte, naturecht und voll erfaßt. Das liegt nun vor ihm, doch sein strenger Geist wählte
und sichtete. Marees schilderte nicht die Zufälligkeiten der Existenz in der Umwelt ab, er
gab Filtration, letzte Resultate, reife Form. Und die Form, die menschliche Gestalt in
Edelauslese setzte er nicht isoliert hin, er stellte sie in den Raum, zusammenhangsvoll in
rhythmischem Einklang.
Das brennende Werben um Form- und Raumprobleme bringt Marees unserer Zeit
sehr nahe. Er gehört in den geistig-künstlerischen Umkreis, den wir mit dem Namen des
Bildhauers Adolf von Hildebrandt bezeichnen können. In seiner eigenen Zeit blieb er ein