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Abb. r3. Garden Suburb Hampstead. Häuser in Temple Fortune Lane, Architekt: E. Guy Dawber, F. R. I. B. A.
(Ansicht Abb. r4)
erläutert wird: geradlinige, rechtwinkelig sich schneidende Straßen, beid-
seitig ohne Unterbrechung. Zwischen je zwei solchen Verkehrswegen, deren
trostloses Aussehen (Abb. 3) die ganzerNichtachtung der wirtschaftlich
Schwachen ausdrückt, eine schmale, meist sehr schmutzige, oft mit Unrat
aller Art reichlich versehene Gasse. Auf letztere münden die hinter den
Häusern liegenden kleinen mauerumschlossenen stinkenden Höfe. Sie
dienen als Wasch-, Aufhängeplatz, Geriimpeldepot, Tummelplatz der Kinder
und Aufenthalt für Stallbewohner: Hühner, Schweine, vielleicht eine Ziege,
alles zugleich.
Dieses System wurde nicht bei I-Iunderten, sondern bei Tausenden von
„neuzeitlichen" Wohnanlagen - vom Volksmund spöttisch als „Brick-Boxes"
(Backstein-Schachteln) bezeichnet - für die Wenigbemittelten bis heute in
Anwendung gebracht. Im Jahre 1908 fand in Newcastel-on-Tyne die vierte
Cottage-Ausstellung statt. Auf weitläuiigem Bauterrain wurde, wie schon
früher an andern Orten, die Möglichkeit billigen i", gesunden, in jeder
Hinsicht unanfechtbaren Wohnens an etwas über hundert fix und fertig
eine wesentlich viel stärkere Belastung zuließen, werden für den Verkehr einer Familie Treppenanlagen verlangt.
wie sie für den Verkehr in einer fiinfstöckigen Mietskaseme mit 30 bis 40 Wohnungen nötig sind, werden
ausgiebigste Straßenbreiten, Trottoiranlagen in Wohnvierteln verlangt, wo allenfalls ein Milch-, ein Bäcker, ein
Gemilsewagen tagtäglich durchfährt, weiterer Fuhrwerksverkehr aber kaum stattfindet, so sind das eben ganz
einfach allen Verstandes bare Vorschriften, wie sie die „Meister vorn Paragraphen" allein fertig bringen. Sie sind
auf englischem Boden nicht urn Haaresbreite einsichtsvoller als auf kontinentalem, bloß geben sie in ganz
verständlichen Forderungen offenbar leichter Dispens als ihre Geistesverwandten diesseits des Kanals.
" Die Billigkeit dieser durch genossenschaftliche Tätigkeit geschaffenen Wohnungen beruht in der Haupt-
sache darauf, daß auf dem nicht zur Stadt, sondern zu einer Außengemeinde gehörenden Grund nicht all jene
ungeheuerlichen Lasten ruhen wie auf städtischem Grund und Boden. Die Anlage der vorzüglich gebauten
Straßen, die vor deren Fertigstellung verlegten unterirdischen Leitungsstränge und -rohre, weiter all das, was
in alten Städten durch Straßenerweiterungen, Schaffung von Plätzen für öffentliche, zuvor nicht existierende
Gebäude, Straßendurchbriiche, Anlage von Abzugskanälen, Trinkwasser, Gas-, elektrischen Leitungen und so
weiter horrende Ausgaben verursacht, verteilte sich hier ganz anders. Während in New-Castel selbst pro Acre
dafiir 5748 Pfund gerechnet werden, betrugen in der neuen Kolonie die Gesamtauslagen dieser Art 348 Pfund
pro Acre. Unter diesen Verhältnissen müssen selbstverständlicherweise die Mietpreise der städtischen
und der nichtstädtischen Quartiere ungeheuer diEet-ieren. Das Bauen an sich kostet an einem Ort genau
so viel wie am andern. Anders steht es mit den Steuern, die sich mit Ausnahme der Einkommensteuer in
England nach der Wohnungsrniete berechnen, sehr oft vom Hauseigentümer en bloc für seine Mieter bezahlt,
diesen aber natürlich auf die Miete geschlagen werden. Wo der Baugrund sehr hoch belastet ist, die Mieten
also auch hoch geben müssen, kommt eine wesentlich andere Steuerberechnung heraus, als wo die Belastung
gering, mithin die Miete billig ist. Bei Mietpreisangaben Endet man oft die Bemerkung: „Rates and Taxes extra",
was so viel heißen will als „der Mieter hat Gebühren und Steuern selbst zu bezahlen". Vielfach werden die
Steuern auch von den Banken, auf denen man Wertpapiere oder Geld deponiert, für die Deponenten direkt an
die Steuerkassen abgeführt, so daß der auf diese Weise Bediente überhaupt mit Steuerforderungen gar nichts
zu tun hat, Hinterziehungen mithin ausgeschlossen sind.