züge der englischen Bauweise überhaupt. Das Haus ist nicht im Sinne eines
Vorweisungsobjekts, sondern zur Bequemlichkeit der Bewohner erstellt.
Weit mehr als dies auf dem Kontinent der Fall ist, eingehendste Berücksich-
tigung der Wirtschaftsräume auch im Kleinhaus. Die englische Damenwelt
des wohlhabenden Mittelstands muß zwingender Gründe halber ihre frühere
Gepfiogenheit, sich um den I-Iausstand möglichst wenig zu bekümmern, nach
und nach entsagen, selbst mit anfassen lernen. Dienstboten zu halten
ist schon heute ein Luxus, den sich nicht jeder zu leisten vermag; er wird
es von Tag zu Tag mehr. Mithin ist die Anordnung praktisch gearteter
Wirtschaftsgelasse, die früher den Dienstboten zustatten kam, jetzt erst
recht zur zwingenden Notwendigkeit geworden. Wie überall ist den
Abb. 37. Garden Suburb Hampstead. Projekt für den Marktplatz; unter den Arkaden sind Verkaufsladen vor-
gesehen, Architekten: Barry Parker und Raymond Unwin
Schlafräumen große Sorgfalt gewidmet, Licht- und Luftzufuhr in reichlicher
Menge vorgesehen, auf Lüftungsmöglichkeiten größter Wert gelegt.
Treppenanlagen nehmen bei den durchschnittlich geringen Stockwerkshöhen
(2' 50 bis 2'8o Meter im Lichten) wenig Platz ein, auch schon weil die Stufen-
höhen, wie das bei einem noch dazu sehr kurzen und bloß von einer Familie
frequentierten Verbindungsweg zwischen zwei Stockwerken leicht zu akzep-
tieren ist, etwas größer genommen werden können als es bei vielgeschos-
sigen Mietskasernen mit starkem Treppenverkehr notwendig erscheint.
Daß das kleine, billige Wohnhaus und die von ihm besetzten Gelände
baulich ganz andern Notwendigkeiten unterliegen müssen als städtische
Wohn- und Verkehrsanlagen ist eine Tatsache, die vielfach von den Bau-
behörden vollständig ignoriert wird. In den neueren englischen Siedelungen
dieser Art kommen sowohl die Konstruktionsunterschiede im I-Iausbau wie
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