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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1865 / 1)

gehildeteren Glasfabrication wieder sank. Daher kommt es, dass die er- 
haltenen Krystallgefasse sich ebensowohl durch ihre edle und reine Form 
auszeichnen, wie (lnrch die Feinheit und Schönheit der eingegrabenen Ver- 
zierungen. Denn da diese Gefasse unter allen Umständen Kostbarkeiten 
waren, so liess man schlechte und ungeschickte Hände nicht darüber kom- 
men, sondern nur, wie sie selber lehren, wahrhafte Künstler. 
Das zeigt auch die Art ihrer Fassung, welche die Krystallgefasse für 
den Goldschmied nicht minder beachtenswerth macht wie für den Glas- 
fahrikanten; Arbeiten, an welche alle Feinheit der Composition, alle Pracht 
des Materials, alle Geschicklichkeit der Hand und der Technik verwendet 
worden ist. ' 
Die Krystallgefasse im österreichischen Museum hilden für alles Ge- 
sagte hlusterbeispielc der schönsten Art, und wir wundern uns nur, dass 
nicht Glasfuhrikanten von ihnen bereits die Muster entlehnt haben, wie sie 
Goldschmieden der besseren Art schon längst nützlich gewesen sind. Die 
meisten derselben gehören dem 16. Jahrhundert an, ein paar noch dem 
üinfzehnten. Von den letzteren erwähnen wir zuerst einen grossartigen 
Pokal, welchen die Tradition nach Karl V. benennt, den aber wahrschein- 
lich, nach dem Kunststil wie den darauf vorkommenden Monogrammen zu 
schliessen, Karl der Kühne hat machen lassen. Dieser Pokal zeichnersich 
zwar weniger durch elegante als durch kräftige Form aus, er ist aber durch 
seine reiche Ausstattung im spätgothischen Stil, durch die Feinheit des 
Lauhes, den Besatz und Behang mit Perlen und Edelsteinen für den Gold- 
schmied, dem dergleichen Muster aus dem 15. Jahrhundert äussert selten 
geboten sind, um so interessanter. (Katalog XX. d. 2.) 
Dieser Pokal ist Eigenthum der Ambraser Sammlung, zugleich mit i 
einer Reihe anderer Krystallgetässe, die der letzten Zeit des 16. Jahrhunderts 
angehören und sich in gleicher Weise durch die Zierlichkeit und Reinheit 
der Form und der Ornamente, wie diuch die Trefilichkeit der goldenen und 
emaillixten Fassungen auszeichnen. Es befindet sich darunter ein Trink- 
glas von so eleganter Form, dass es jedem Tisch zur höchsten Zierde ge- 
reichen würde (Kat. XX. d. 6), ein Becherglas, ein Giessgefass, ein iiaschen- 
artiges Gefass u. s. w. (Kat. d. 3, 4, 5, 6a.) Wir müssen bei den meisten 
derselben, wenn wir sie vollkommen würdigen wollen, die Schwierigkeit 
der Arbeit nicht vergessen, welche die Haschenartige Aushöhlung machte. 
Eine zweite Reihe ähnlicher Gefasse ist der k. Schatzkammer ent- 
nonnnen, die an Krystallen vor allen anderen Sammlungen reich sein dürfte. 
Wir erwähnen darunter ein Giesskännchen, welches zur Taufe zu dienen 
pflegte, von der alleredelsten Renaissanceform und mit der zierlichsten 
Arbeit in Gold und Email. Man kann gewiss in seiner Art nichts Schö- 
neres sehen als dieses Kännchen. Neben diesem prangt ein Ziergefass von 
ungeheurem Umfang, schwungvoll in der Form und überdeckt mit schönem 
Renaissance-Ornament. In Arbeit wie Grösse sucht es seines Gleichen. 
Auch die Sammlungen in Laxenburg haben ihren Beitrag gestellt,
	        
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