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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 4)

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in ihrer Anwendung auf die praktischen Bedürfnisse der verschiedenen 
technischen Zweige, die er nie kennen gelernt und nie geübt hat, so darf 
es nicht Wunder nehmen, wenn der so gebildete Künstler nicht den ein- 
fachsten an ihn gestellten Anforderungen des praktischen Lebens entspre- 
chen wird, und wenn an der Stelle des Sclbstvertrauens, das ihm gute 
Studienzengnisse oder garein Diplom verliehen haben, bald die Ueberzeu- 
gnng treten wird, dass dem ganzen, mit dem Opfer der schönsten LebensA 
jahre aufgeführten Bau die rechte Grundlage fehle. 
Sehr unbequem muss es dann erscheinen (wenn der angehende 
Künstler überhaupt noch den Muth dazu hat), sich jene Grundlagen zu 
verschaffen, welche zu erlernen ausser Verhültniss mit seinen Jahren und 
seinem sonstigen Bildungsgange steht, und doch ist dies das einzige Mittel, 
wenn die übrige theuer erkauße Bildung sich verwerthen soll. 
Der Weg, auf dem zu allen Zeiten Künstler und Handwerker ge- 
bildet worden sind, dürfte auch für unsere Zeit als massgebend betrachtet 
werden: 
Vor Allem tüchtige elementare Grundlagen, die nach dem heutigen 
Stande der Wissenschah viel besser und gründlicher sein können als zu 
anderen Zeiten, aber diese Schulen auf echt humanistischer Grundlage, 
welche auf die Ausbildung des Menschen als solchen hinzuwirken hätten. 
Dem auf solchen Grundlagen angeregten Trieb des Schadens muss 
sofort durch praktisches Erlernen und Ueben des Handwerksmässigen _ 
und zwar am besten in Ateliers und Werkstätten entsprochen werden. 
Die höheren Kunstschulen hätten die Aufgabe, sowohl durch die 
Gelegenheit der freiesten Benützung der angesammelten Lehrmittel, als 
auch durch die Lehren der auf die praktischen Grundlagen angewendeten 
Wissenschaften eine Ausbildung im höheren Sinne zu geben. Auf solche 
Weise entwickelt sich "der Künstler gleichsam aus dem Handwerker, und 
jede Stufe, die er erreicht hat, und die er vermöge seiner Fähigkeiten er- 
reichen kann, gibt ihm im Leben einen Halt und er sieht sich auf der- 
selben zu einem nützlichen Gliede der Gesellschaü herangebildet." 
Moderne Emils. 
Zu den Künsten vergangener Zeiten, welche die Gegenwart vernach- 
 oder gar vergessen hat, gehört das Emsil. Es ist das im höch- 
sten Grade zu bedauern, denn mit dieser Vernachlässigung hat sich die 
Goldschmiedekunst, überhaupt die edlere und feinere Metallbechnik der einen 
Hälße ihrer künstlerischen Wirkung beraubt, des malerischen Schmuckes. 
Sie ist darum fast allein auf die andere Hälüe, auf die plastische Verzie- 
rung, angewiesen. Da aber der heutige Geschmack im Publicum wie im 
Kunstgewerbe sehr wenig Sinn und Gefühl für das Relief hat, so ist es
	        
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