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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 16)

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Indem wir dieses Programm hiermit verößentlichen, dürfen wir wohl 
mit Genugthuung darauf hinweisen, dass eine Reihe von Bestimmungen, 
welche in demselben aufgenommen sind, den Statuten und Einrich- 
tungen des österr. Museums entlehnt sind und diejenigen, welche auch 
iu den Reglements des South-Kensington-Museums schon vorkommen, 
sich auf dem Continente hier in Wien zuerst bewährt haben. Insbe- 
sondere das System des Museums für ornamentsle Kunst ist fast gänz- 
lich dem des österr. Museums nachgebildet. 
Mit dem Museum soll aber in Berlin wie wir sehen unter Einem 
eine Muster- und Kunstgewerbesehule ins Leben treten; dass 
diese Verbindung bei uns noch immer fehlt, ist ein Mangel, der wahrlich 
von Seite des österr. Museums tief empfunden wird und iTJr dessen Ab- 
hilfe die Direction ihr Möglichstes zu thun fortfährt. In Berlin ist man 
offenbar im Begriffe, indem man der Hebung der Kunstgewerbe die ver- 
diente Aufmerksamkeit zuwendet, die beiden Bedingungen iiir die Reform 
moderner Kunstindustrie, das Museum und die Schule, gleichzeitig und 
in innigster Verbindung unter sich in's Leben zu rufen. 
Ueber Bsugesteine. 
Zwsl Vortrige, gehllun im k. k. ölierr. Museum für Kunst und Industrie um 29. Nov. und 6. Dcebr. 1866 
von Prof. Ed. Duell. 
I. 
Oesteneich, der weite Kniserstnnt, welcher die grossen aus krystnllinischen Fels- 
arten aufgebauten Massen von Böhmen und Siebenbürgen, welcher einen so grossen Theil 
der Alpen und die gssarnmten Karpethen umfasst, in welchem der Contrast zwischen 
Hochgebirge und östlichen Steppenlnnde so scharf zu unmittelbar sichtlichen: Ausdrucke 
gelangt, ein Reich, in welchem die Vielgestaltigkeit der Eusseren Form nur übertroßen wird 
von der Verschiedannrtigkeit der Gesteine, aus welchen sich alle diese Berge, Hügel und 
lähenen aufbauen - Oesterreich besitzt in diesem Augenblicke kaum drei oder vier Punkte, 
nu welchen Steine zum Zwecke der bildenden Kunst und namentlich zum Zwecke der' 
Architektur in grösserem Massstabe und auf rationelle Weise gewonnen werden. Einer der 
wichtigsten dieser Punkte, der Untersberg bei Salzburg, ist dns Privateigenthum des Kö- 
nigs Ludwig von Bayern. 
Dieser in anderen Ländern so wichtige Indnstrlezwsig liegt bei uns ganz darnieder. 
Als es sich vor nicht langer Zeit darum handelte, auf dem äusseren Burgplntze_ in 
Wien, so recht im innersten Herzen der Monarchie, zwei grossen Heerfiibrem Standbilder 
zu errichten, bezog man zu den Sockeln von der iiussersten Grenze der Monarchie ein 
wenig taugliches verbleichendes Gestein, gleichsam als sollte recht deutlich zu verstehen 
gegeben werden, Kuss die hier gefeierten Triumphe der Kriegskunst bis heute von gleichen 
Triumphen in den Künsten des Friedens nicht begleitet gewesen seien, und dass das starke 
Reich, welches seine Gegner van damals niederwarf, doch bis heute sich seine eigenen 
Berge zu erobern nicht im Stande war. 
Jedermnnn. der die wiederholten und ernsten Anläufe kennt, welche in der neuesten 
in't von patriotischen Männern zur Hebung de: bildenden Kunst bei uns gemacht worden 
sind, muss wünschen, dass dieser Zustsud ein Ende linde. Und wenn man auch einge- 
stehen muss, dass der gegenwärtige Moment einer allgemeinen Abspannung und eines all- 
gemeinen Darniederliegens des ödentlichen Wohlstandes wenig geeignet ist, um einen be- 
deutendvrcn Aufschwung auf dem Gebiete der Architektur erwarten zu lassen, so liegt 
doch gerade jetzt etwas Wohlthuendes in der Erkenutniss der susserordentlichen natür- 
lichen Reichthiimer, welche Oesterreich auch in dieser Beziehung umschliesst, und des 
weiten Feldes, welches hier der veredelnden Thätigkeit gliicklicherer Jahre vorbehalten ist.
	        
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