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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 16)

dere aus dem alten Trsctat des Caryophilus hervorgeht, bei den Römern eine sehr 
reichhaltige. Ebenso gebraucht man heute in Italien zahlreiche und verschiedenartige 
Benennungen. Diese letzteren sind zum grössten Theile inmferne zu tadeln, als sie nur 
auf das erste und suffallendste Kennzeichen, die Farbe, sich beziehen, so dass s. B. die 
vier Hauptgruppen, welche man gewöhnlich unterscheiden hört, der Rosso, Giallo, Verde 
und Nero antico, Gesteine von ganz verschiedener Bescheidenheit und weder in Hirte, Trag- 
fähigkeit, Gewicht oder Wetterbeständigkeit einander vergleichbar sind. 
Der Rosso anti co oder mthe Porphyr der Alten, ein dnnkelrothes Gestein mit 
eingestreuten kleinen weisstm Feldspath-Krystallen und noch kleineren schwarzen Flecken, 
welche aus Hornblende bestehen, gehört zu den härtesten und dauerhaßesten Gesteinen, 
welche man kennt. Erst im Jahre 1823 wurde von englischen Reisenden der ursprüng- 
liche Gewinnungsort des antiken rothen Porphyrs am Dschebel el Dachau (Berg des 
Bauches) in der östlichen Wüste Ober-Egyptens wieder entdeckt, und es ist sonderbar, 
dass dieses schöne, jedoch Eusserst schwer bearbeitbare Materials weder unter den Egyp- 
tern, noch unter den Griechen, als sie in Egypten herrschten, in Gebrauch knm. Die 
ältesten Werke aus diesem rothen Porphyr stammen erst aus der Zeit des Kaisers Clan- 
dius. Er galt immer für einen der werthvollsten Steine. Das Grabmal des Thcodosius 
zu Ravenna, die Säulenschiifte in San Ainbrogio in Mailand und San Mareo in Venedig 
gehören zu den bekanntesten Besten aus" rothem Porphyr. 
Unter dem Namen Verde antico begreiß man hauptsllchlich Steine aus der 
Gruppe der Serpentine, welche in ihrer physischen Beschsßenbeit einen merkwürdigen 
Gegensatz zum rothen Porphyr bilden Sie bestehen nämlich aus einer grünen, weichen 
undävon weissen Kalkspathadern durchzogenen Masse, und besitzen nur eine sehr geringe 
Wider standsfiihigkeit. 
Der Giallo und Nero sntlco endlich sind Kalksteinsoiten und nur durch ihre 
Färbung verschieden. 
Es würde dshsr ein verfehlter Weg sein, wenn man sich in der folgenden Schil- 
derung österreichischer Vorkommnisse an die in Italien gewohnten Elntheilnngen halten 
wollte. Hier sollen im Gegentheile zuerst die erforderlichen Eigenschaßen eines guten, zu 
constructiven Zwecken verwendbaren Bausteines geprüft und dann soll eine auf andere 
Plincipien gegründete Elnthsllung der Bausteine vorgeschlagen werden. 
Als die erste Eigenschaft eines guten Bansteines ist nun ohne Zweifel seine 
Tragfähigkeit anzusehen. Dass hierin die grösste Verschiedenheit platzgreifen kann, 
ist schon bei Vergleichung des Rosso und Verde antico angedeutet worden. Man pllegt 
diese Eigenschaft der Steine theils durch hydraulische Pressen, theils durch eigens con- 
struirte Hebelspparate zu prüfen, wobei wiirfelförmige Proben von gewissen Dimensionen 
bis zum Zerqnetschen belastet werden. In England, wo zahlreiche Versuche angestellt 
wurden, rechnet man, dass die Zerquetschung eines ignten Grauits bei einer Belastung von 
7']. Tonnen per Quadrstzoll, jene der dort gebräuchlichsten Sandsteine aber schon bei 
l Tonne pr. Quadratzoll eintritt. In Oesterrcich besitzt man leider noch keine so umfas- 
senden Versuchsreihen, doch ist namentlich in neuester Zeit durch Prof Rebhann eine 
grössere Anzahl von Experimenten über die Bausteine von Wien angestellt worden, wobei 
sich iiir die jüngeren Knlksteine von Wien eine susserordentliche Verschiedenheit der 
rückwirkenden Festigkeit, von B4 Ctr. pr. Quadrauoll fir Fragmente von dem alten Baue 
des Stephsnsthurmes. bis zu 77 Ctr. üir den sogenannten blauen Kniserstein ergab, während 
der Granit von Mauthheusen im Durchschnitte eine Belastung von 97'9 Ctr. prf Quadrat- 
zoll ertru . 
Niighst derTragfihigkeit könnnt noch des Gewicht in Betracht, und zwar weniger 
das sogenannte speciiische Gewicht der Felsart, als das absolute Gewicht einer Masse von 
bestimmtem Kubik-Inhalte. 
Das sogenannte speciiische Gewicht der gebräuchlichsten Felsarten schwankt inner- 
halb sehr enger Grenzen; so ist jenes eines guten Granites 2'6-2'7, jenes des Syenites 
2 7ö-2'9, des rothsn Porphyrs 216, des dichten Kalksteines 2'6-2'8. Da, jedoch eine 
grosse Menge der gebräuchlichsten Steine von poröser Natur ist, so kömmt bei der Ver- 
wendung derselben lediglich das absolute Gewicht in Betr-seht, welches z. B. nach Beb- 
hann Gir den Granit von Mauthhausen 178 Pfd. pr. Knbikfuss betrügt, wihmnd bei un- 
seren jüngeren Knlksteinen das Gewicht in ziemlich stetigem Verhiltnisse mit der Festig- 
keit zunimmt, so dass der Kubikfuss von dem weichen und porösen Kalkstsine nur 94 
bis 96 Pfd. wiegt, während das Gewicht bei den dichten und festen Varietäten bis auf 
145 Pfrl. steigt. 
Eine weitere wesentliche Eigenschaft ist dieWetterbestlndighzeit des 
Steines, und kaum in irgend einer Richtung ist es schwieriger, ein beltimwßl Urtheil 
über die Brauchbarkeit eines Bausteinen zu liefern, als gerade in dieser. Die Ursachen, 
welche den Ruin einer Steinsortl bedingen, mögen bald in ihm! 0110013861161, 561d ill
	        
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