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bettes der heiligen Anna, der Verkündigung, der Geburt Christi, der Anbetung
der Könige, der Beschneidung Christi und des Todes Mariens, zerstört die
Darstellungen der Heimsuchung und der Darbringung im Tempel; das Ganze
war also eine Darstellung des in unseren Alpenländern so überaus beliebten
Marienlebens (Abb. 9 bis 14).
Die Eggelsberger Bilder sind noch zum größten Teil auf brokat-
gemustertem Goldgrund gemalt und zwei von ihnen, die Verkündigung und
die Beschneidung, weisen (am vorderen Rand des bunten Marmorestrichs
und auf der Gesetztafel des Moses) die Jahreszahl der Entstehung auf: 1481.
Charakteristisch für die Eggelsberger Tafeln ist der Detailreichtum
der Schilderung und eine gewisse naive Lebendigkeit der Erzählung. So
ist zum Beispiel im Wochenbett der heiligen Anna, wo die Wöchnerin
mit über der Brust gefalteten Händen im Himmelbett liegt, während eine
Wärterin das Kind betreut und eine andere Frau mit aufgeschürztem Rock
der Patientin in einem blanken Zinnteller das erste warme Süppchen
bringt, mit einer richtigen Erzählerfreude alles Umständliche der Szene
berichtet: die gewür-
felten Polsterüber-
züge und die go-
tischen Profile des
Tisches und der
Truhe vor dem Bett,
die Gefäße und Ge-
räte auf der Tisch-
platte (darunter ein
gläserner Warzen-
becher und ein zin-
nemer Bierhumpen)
und die Gewänder,
Beschuhungen und
Kopfbedeckungen
der Frauen. Der
hübsch erfundene
Zug der Erzählung,
daß die Amme die
Temperatur des Ba-
des im Wasserschaff
vorsichtig mit ihren
nackten Füßen prüft,
während das Kind
auf ihrem Schoße
mit seinen Ärmchen
Furcht davor aus-
Abb. 9. Meister des Eggelsberger Altars, Wochenbett der heiligen Anna ZUdfÜCkCU SChBlHt,