Teil eines Vorhangrandes, Leinen mit erhabener Weißstickerei, Durcharbeit und Macramespixze, italienisch,
XVI. Jahrhundert, Originalbreite 18 Zentimeter
hatte. Doch ist anscheinend vieles, was man hätte gewinnen können, in ihren
Unternehmungen nicht ausgebeutet worden oder wenigstens nicht in das
allgemeine Bewußtsein und Können übergegangen. Vielleicht stellt sich eben
unsere Zeit auch manchem Früheren wieder anders gegenüber und entdeckt
so neue Anregungen darin. Genug! es gab da noch zu entdecken.
Das Österreichische Museum darf wohl ohne Überhebung sagen, daß
es eine der hervorragendstenTextilsamrnlungen der Welt besitzt, sowohl was
die Bedeutung einzelner Stücke als die Vollständigkeit des entwicklungs-
geschichtlichen Überblicks betrifft; immerhin sind einige Lücken vorhanden.
]a, man darf vielleicht sagen, gerade weil die Sammlung so reich ist, sind
Lücken erkennbar; denn wo es nur vereinzelte Stücke gibt, da kann man von
Lücken wohl nicht reden. Ein paar lose herumliegende Perlen sind noch
keine unterbrochene Kette.
Wir sprechen hier von diesen Verhältnissen, nicht um unser Museum
zu rühmen, sondern um zu erklären, warum gerade diese und nicht
andere Gegenstände auf der Auktion erworben worden sind; denn andere
waren vielleicht mehr in die Augen fallend.
Tatsächlich war es durch diese Erwerbungen nicht nur möglich,
bestimmte Lücken zu füllen, sondern es konnte dies großenteils durch Meister-
werke in ihrer Art geschehen.
Was die Spitzensammlung, eine der wichtigsten Gruppen der Textil-
abteilung des Museums, betrifft, so mußten einige farbige Spitzen und
Macramearbeiten als besonders erwünscht erscheinen.
Das auf Seite 614 abgebildete Stück ist dadurch besonders bemerkens-
wert, daß es den Zusammenhang der frühen farbigen Spitzen mit den bunten
Stickereien noch deutlich erkennen läßt; später verliert sich die Farbe in den
Spitzen bekanntlich immer mehr.
Von hier nicht wiedergegebenen farbigen Spitzen wären drei Klöppel-
arbeiten in Reticella-Art, von denen zwei in gelber Seide, eine in gelber und
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