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statt die Wohnungs- und Bebauungsdichtigkeit auf Kosten gesundheitlicher
und sozialer Verhältnisse zu vermehren im Interesse einer gesund gearteten
Bevölkerung, auf Verminderung der verschlechternden Faktoren hinge-
arbeitet wird. Gesunde Bevölkerung war indes zu allen Zeiten für Staat und
Gemeinde mehr wert als körperlich und moralisch verkommene. Daß die
Verkommenheit mit der Wohnungsdichtigkeit aber zunimmt, ist erwiesen.
Diese und noch eine Reihe andrer, zum voraus erhobener Einwände, wie
zum Beispiel Beeinträchtigung der Freizügigkeit des Arbeiters durch Er-
werbung eines Eigenheims, Schwierigkeiten der Aufbringung der jährlichen
Abzahlungssumme im Krankheitsfall des Eigentümers, Schwierigkeiten der
Erbauseinandersetzung, alles, alles hat das gesunde Fortschreiten der Ulmer
Unternehmung nicht aufzuhalten vermocht. Wäre nur ein Teil des Wage-
muts, den die Stadtvertreter von Ulm in der Frage, ob Wohnungsbau den
Rahmen der Gemeindeaufgaben überschreite, auch bei anderen Körper-
schaften dieser Art vorhanden, dann läge, was mit der Wohnungsnot der
Großstädte im Zusammenhang steht anders, als es der Fall ist. Viel von dem,
was in den meisten Großstädten ganz einfach versäumt wurde, läßt sich
nicht nachholen, es sei denn, daß weiter von den Städten gelegene Gründe,
falls sie nicht überall von der rasch handelnden Spekulation erworben sind,
im Sinne richtig gehandhabter Bodenpolitik erschlossen oder im Zwangs-
wege expropriiert und durch geeignete Verkehrsmittel den städtischen
Arbeitszentren nahe gerückt, ihr Besitz durch Einführung der geschlossenen
Abb. 20. Gemeinnützige Bauuntemehmungen der Stadt Ulm. Einfamilien-Doppelhäuser, Römerstraßen-Quartier.
Architekt: Reg-Baumeister Holch