J"?-
lichste beeinträchtigt wird und wir sohin künftig nicht mehr kontributions-
fähig sein werden." Gezeichnet: „Georg Aichinger, Innungsvorstand" und
„Georg Spicker, Zinngießer".
Das alte Salzburger Handwerk ist nicht mehr. Steingut und Porzellan
haben das Zinn verdrängt. Diese Konkurrenz eines weit geeigneteren und
bedeutend billigeren Materials gab den ersten Anstoß zum Niedergang des
Zinngießergewerbes. Aber immerhin hätten auch dann noch eine bis zwei
Werkstätten ihre ehrliche Existenz gefunden, wenn nicht italienische Zinn-
gießer, über Tirol und Steiermark einbrechend, den Bedarf der Land-
bevölkerung Salzburgs mit ihren Waren gedeckt hätten. Nachdem auf
diesem Weg zwei Werkstätten zur Einstellung des Betriebs gezwungen
werden, übernehmen dieselben Italiener unter weit günstigeren Auspizien,
weil sie den von ihnen selbst seinerzeit betriebenen Hausierhandel aus-
schalten und ihre alte Kundschaft auf dem Land behalten. Die Freude dieser
Fremdlinge war aber nicht von langer Dauer. Sie arbeiteten einige Zeit mit
der ihrer Nation eigentümlichen Genügsamkeit, mit großem Fleiß und im
Stolz, einer alten Zunft mit ihren schönen Traditionen anzugehören. Da trat
die Gewerbefreiheit, der größte Gegner des Gewerbes, ins Leben. Die Vor-
rechte der Zünfte, der Stolz und die Kraft der Handwerke, sie standen nicht
im Einklang mit den bureaukratischen Ansichten einer nur aus gefühllosen
Beamten gebildeten Regierung. Die Folgen zeigen sich heute in den
schrecklichsten Farben - es sind die großen Warenhäuser, die das Gewerbe
erdrücken, die Pofelware, mit welcher Stadt und Land überschwemmt
werden, der I-Iausierhandel, durch den heimatlicher Fleiß geschädigt wird.
Salzburg, Stadt und Land, sie wahren ihren alten Handwerken und
deren Erzeugnissen mehr als eine bloße Erinnerung. Begünstigt durch das
nahezu vollständig erhaltene Stadtbild der erzbischöflichen Metropole, durch
den alten Charakter der Städte, Märkte und Dörfer im Land, begünstigt
durch das starke Überwiegen angestamrnter Bevölkerung hat sich hier noch
guter Bürgersinn, viel I-Ieimatliebe im Bauernstand und große Pietät für all
das Vergangene erhalten. Dies tritt besonders dort zutage, wo es sich um
das große Volksgut auf den Gebieten der Landesgeschichte, der Heimat-
kunde und der Kunst handelt. Das Museum der Stadt verdankt lediglich
solchen günstigen Faktoren seine Entstehung, seine Ausbildung und den
großen Reichtum seiner kunstgewerblichen und kulturellen Sammlungen, die
wir nicht zum geringsten dem Opfersinn seiner Bevölkerung danken. Erst
kürzlich wieder hat sich dieser Heimatsinn durch Ankauf einer bedeutenden
Salzburgischen Zinnsammlung aus Hallein glänzend betätigt. Dieser Er-
werbung, welche uns ein nahezu lückenlos geschlossenes Bild des Wandels
eines wichtigen Handwerkszweiges ermöglicht, ist diese Besprechung ge-
widmet.