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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 8 und 9)

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das, als es zum dritten Male Republik geworden war, die Annahme eines 
offiziellen Staatswappens verschmähte, sich aber sehr oft veranlaßt sieht, 
derartige symbolische Zeichen in Verwendung zu nehmen, die dann wieder 
wie Eintagsfliegen verschwinden, weil sie leider jedesmal so nichtssagend 
und unheraldisch komponiert wurden, daß sie bei der Bevölkerung keine be- 
sondere Begeisterung für sich erwecken konnten. 
Jedermann wird mir sicherlich beipflichten, wenn ich das im ]ahre 1905 
anläßlich des Besuchs des Königs Alphons von Spanien in Paris im Gebrauch 
gestandene Staatsemblem der Republique francaise (Abb. I) als einer euro- 
päischen Großmacht nicht würdig halte. Als Emblem irgendeines Vereins 
wäre die Zeichnung ja ganz nett und ent- 
sprechend, aber als Wappen eines großen 
Staates wie Frankreich ist die Sache, vom 
rein heraldischen Standpunkt ganz ab- 
gesehen, doch viel zu kleinlich und nichts- 
sagend konzipiert worden. 
Das Schnörkelwerk der Kartusche fällt 
dem Beschauer vor allem andern in die 
Augen und dominiert dadurch im Bilde, 
während die recht armselige Symbolik im 
Schilde noch durch ganz unnötige Oliven- 
und Eichenzweige, die doch sonst gewöhn- 
lich außerhalb der Schilde angebracht wer- 
den, gestört wird. 
Man sollte glauben, die Geschichte der 
drei Republiken in Frankreich gäbe genügend 
Material, um eine, den historischen, staats- 
rechtlichen und heraldisch-künstlerischen 
Anforderungen entsprechende Komposition 
zu schaffen, aber dazu muß der Komponist 
nicht nur bloß ein guter Maler sein, sondern 
er muß auch ein klein wenig heraldisches 
Gefühl besitzen. Ein neues Staatswappen zu entwerfen ist sicherlich keine 
kleine Aufgabe, stellt doch schon der Umbau eines alten nicht geringe An- 
forderungen an den damit Betrauten, aber schwerlich kommt einer glück- 
lich damit zustande, wenn er die Sache nicht von allem Anbeginn von der 
historischen, staatsrechtlichen, sondern allein von der künstlerischen Seite 
anfaßt. Es wird nur zu leicht auf solchem Wege ein Gebäude, das zwar 
eine hübsche Fassade, aber schlecht angelegte Wohnräume aufweist. 
 
Abb. x. Wappen der französischen Re- 
publik (x9o5) 
ßk 
P14 F)! 
Vor allem wollen wir einmal sehen, welchen Einrichtungen und Ver- 
hältnissen die Landeswappen ihren Ursprung verdanken und auf welche Art 
und Weise sich dieselben zu den heute in Verwendung stehenden Gebilden
	        
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