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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 8 und 9)

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Zunächst muß da gesagt werden, daß einige Werke von Overbeck, 
Comelius, Führich, Steinle, Scheffer von Leonhartshoff und anderen wohl 
zum Herrlichsten gehören, was die Kunst irgendeines Volkes zu irgend- 
einer Zeit geschaffen hat. Aber vor allem dürfen wir eben nicht vergessen, 
daß diese Künstler Neuerer waren und einer vollkommen verfahrenen Kunst 
gegenüberstanden. Noch als hochbetagter Greis sagt Overbeck in einem Briefe 
an den bereits erwähnten Ludwig Vogel: „War es doch nicht unsere Schuld, 
daß wir keine für uns brauchbare Schule vorfanden . . . Bleibt viel noch zu 
tun übrig, so liegt es ja in der 
Natur der Sache, daß alles, 
was auf Erden wird, nicht auf 
einmal vollendet dasteht, son- 
dern sich nach und nach ent- 
wickelt; und so ist denn auch, 
was wir vollbracht, nur ein 
Anfang, der mit Gottes Hilfe 
nun durch andere weiter sich 
entfalten wird." Also die 
Grundsätze waren gut und 
auch die Künstler waren 
stark; wir dürfen an keinem 
von beiden zweifeln. Over- 
becks und seiner „Brüder" 
Kampf war, wie gesagt, haupt- 
sächlich gegen die „Routine" 
gerichtet, gegen den Mangel 
an innerem Gehalte, gegen 
bloß technische Bravour. Aus 
den Werken sollte Seele 
sprechen. Overbeck verlangte 
auch keineswegs, daß alle 
Künstler, wie er es, innerem 
Ausstellung für christliche Kunst in Düsseldorf. Josef von Fllhrich, Beruf folgend, tat, sich nur 
De heiligewenzeslnus, Federzeichnung (Fräulein Sophie Gürres _ n, , _ 
r Wien) ' der religiosen Richtung wid- 
meten, und er fand es un- 
gerecht, wenn man ihm Einseitigkeit vorwarf. „Man könnte", sagte er, „mit 
gleichem Recht einen Theologen, der nicht zugleich Rechtslehrer, Mediziner, 
Philolog, Archäolog und so weiter wäre, der Einseitigkeit beschuldigen. 
Niemals habe ich behauptet, daß man nur religiöse Bilder malen oder 
meißeln dürfe; wenn demnach andere zu anderen Darstellungen sich be- 
rufen fühlen, so erkenne ich nicht nur ihre volle Berechtigung an, wofem 
es nur in der Furcht des Herrn geschieht, sondern kann mich auch selber 
wahrhaft an allem erfreuen, dem es nicht an Geist und Leben gebricht." So 
können die Werke dieser Meister denn auch über den Kreis der religiösen 

	        
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