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doch sind seine künstlerischen Absichten in diesem Falle nicht recht klar.
Auch die Jury schien nichts damit anfangen zu können. Den ersten Preis hat
sie bekanntlich Koloman Moser in Wien verliehen und so ist doch auch ein
Österreicher (von dem übrigens auch die Kartons für die Wiener Irrenhaus-
kirche zu sehen sind) in der Ausstellung mit einem größeren geschlosseneren
Entwurfe zu Worte gekommen. Jedenfalls ist seine Arbeit zart und vornehm
und zugleich wirkungsvoll und die Entscheidung der Jury wohl begreiflich.
Nicht ohne Wirkung wäre gewiß auch der
mit dem dritten Preise gekrönte Entwurf
R. Seufferts in Düsseldorf; nur scheint die
einzelne Figur, die als Beispiel der natur-
großen Ausführung gegeben ist, etwas
leer. Vielleicht täuscht aber der Eindruck.
Die sogenannten „Beuroner" sind in
die deutsche retrospektive Abteilung ein-
geordnet, dort wo sie eine Sackgasse
bildet. Bei ihrer Betrachtung sind aber
nicht die Beschauer retrospektiv, sondern
hier sind es die Verfertiger selbst. Ich
glaube nicht, daß man die Wahrheiten
des Christentums modernen Menschen
auf diese Weise nahebringen kann; doch
ist dies Vielleicht auch nicht die Absicht
dieser anscheinend weltfremden Männer.
Unter den hier ausgestellten Gold-
schmiedearbeiten, die Jos. Hugger in Rott-
weil a. N. nach eigenen Entwürfen und
solchen der Beuroner Schule ausgeführt
hat, fallen ein paar Meßkännchen auf, die
sich von der Schwerfälligkeit und Un-
freundlichkeit, die sonst hier herrschen,
glücklich fernhalten.
Auch aus der Sofßfigen neuer Ausstellung für christliche Kunst in Düsseldorf.
kunstgewerblicher Gegenstände Soll nur Grabstein aus Muschelkalk, nach dem Entwürfe
. . . des Architekten Franz Seeck ausgeführt für die
elmges herausgegnffen werden, mehr um Werkstätten rui- Friedhofskunst in Berlin
die Vielseitigkeit des Gebotenen zu zeigen
als um es gerade gegeneinander abzuwägen. Ausgezeichnet sind die
Druckwerke der Gebrüder Klingspor in Offenbach, die Schriften und Ein-
bände Ehmkes sowie die Einbände der Elsbeth Wagner-Lehmann (Saal XX).
Sehr gut ist ein Tragleuchter von Bernhard Wenig (Saal XX). Schöne Batik-
arbeiten, die überhaupt eine gewisse Wichtigkeit in der Ausstellung haben,
hat Frau Anna Engau in Düsseldorf (Raum XX d) zur Ausstellung gebracht.
Zum Besten unter den kunstgewerblichen Erzeugnissen gehören wohl
die Arbeiten von Jan Brom in Utrecht, von denen ein Stück hier (auf Seite 454)
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