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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 8 und 9)

der Art von seiner Hand ist eine 
komplett nur in einem einzigen in 
der Ausstellung vorhandenen Exem- 
plar vorkommende Kreuzigungs- 
gruppe. Leider dauerte die Tätigkeit 
Bastellis nur kurz. Der Mann, der 
ihn in den weiteren 20 Jahren, von 
1765 bis 1785, ersetzen sollte, Domi- 
nikus Auliczek, war von wesentlich 
geringerer künstlerischer Begabung. 
Mit besonderer Vorliebe hat er das 
Tier und die Tiergruppe und in der 
letzten die Tierhatzen gepflegt. Einzelne 
seiner Tiergruppen und insbesondere 
seiner kleineren Tiere, zum Beispiel die 
Serie der Hunde, sind von ganz ausge- 
zeichneter Beobachtung. In seinen übri- 
gen Gruppen scheint er zunächst versucht 
zu haben, die Bahnen Bastellis weiter zu 
wandeln. Aber seine viel derberen künst- 
lerischen Nerven sind über eine, ich 
möchte sagen, alltägliche Auffassung in 
den seltensten Fällen hinausgegangen. 
Zudem war in der späteren Zeit seiner 
Wirksamkeit die Zeit des eleganten Ro- Anm und Psyche, Biskuit, Nymphenburg, 
koko vorbei, das figürliche Porzellan Modell von Melchior (n. von HirSCh, München) 
wandte sich der kalten Allegorie zu und 
der stark vergrößerte Maßstab der Modelle vermag nicht den Mangel an 
Lebensfülle gegenüber der vorangegangenen Periode zu ersetzen. Dekorativ 
für Tafelschmuck sind seine meist sitzend dargestellten Götterreihen und 
die vier Jahreszeiten gewiß sehr wirksam. Auch die farbige Dekoration, wie 
sie zum Beispiel eine wohl einzig dastehende vollständige Serie der Jahres- 
zeiten zeigt, ist eine sehr diskrete und geschmackvolle. Nur einmal, als er 
dem langjährigen Direktor der Nymphenburger Fabrik, dem Grafen von Haim- 
hausen, ein Denkmal zu setzen sich anschickte, in der fast lebensgroßen Büste 
dieses Mannes, ist er über die ihm sonst gesteckten Grenzen weit hinaus- 
gegangen. Diese Porzellanarbeit kann nicht nur als Porzellan, sondern auch 
als plastisches Kunstwerk einen der ersten Plätze in der deutschen Skulp- 
tur des XVIII. Jahrhunderts beanspruchen. Die letzte plastische Periode 
Nymphenburgs steht unter dem Zeichen Johann Peter Melchiors, der hier 
nach mancherlei Wanderungen sein letztes Arbeitsgebiet fand. Der nüchterne 
Klassizismus, der schon seine letzten Frankenthaler Arbeiten kennzeichnet, 
tritt auch in seinen Nymphenburger Arbeiten deutlich hervor; meist sind die 
größeren Kompositionen in Biskuit ausgeführt. Am wertvollsten sind durch 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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