Häuser in Marling, Tirol
Gepräge verleiht, vermochte aber auch häufig fremde Einflüsse so weit zu
assimilieren, daß die äußeren Einwirkungen fühlbar bleiben, aber nicht
störend wirken.
Und gerade diese Verarbeitung verschieden gearteter äußerer Einflüsse
zu einem organischen Ganzen macht alte bürgerliche Bauwerke oft so
interessant und lehrreich und fordert zur sorgfältigen Betrachtung heraus.
Sie zeigen darin den schärfsten Gegensatz zu den anspruchvollen Bau-
werken unserer Zeit, von denen sie überall verdrängt werden.
Während im XIX. Jahrhundert die Genauigkeit der Nachbildungen
und damit die Unselbständigkeit der Erfindung ein Programmpunkt der
Bautätigkeit wird und die Stilkopie zur Regel macht, wirkt in jenen älteren
Zeiten der Einiiuß fremder Bautraditionen ungleich schwächer und wächst
selten über eine Anregung hinaus. Es wurden einst nur freie Bearbeitungen
und selbständige Umdichtungen geboten, in Fällen, wo unsere Zeit eine
wortgetreue Übersetzung verlangt.
Wenn wir die Grundmotive auf ihrer Wanderung durch die Monarchie
verfolgen, so werden wir deutlich gewahr, wie sehr sich ihre Ausdrucks-
formen ändern, je weiter wir uns vom Ursprungsland fortbewegen. Wie
endlich nur mehr Spuren vorhanden sind, die so schwach anklingen, wie
Stimmen aus weiter Ferne.
Solche Erscheinungen fallen uns besonders auf, wenn wir von Trient
über Bozen nordwärts ziehen bis zum Inn und dann zur Donau ostwärts
wandern.