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in den Besitz des Freiherrn
von Lanna übergegangene
Kachel mit fünf bei Tische
zechenden Männern (Abgebil-
det unter Nr. 548 bei: Julius
Leisching, „Sammlung Lanna",
Hiersemann 1909). Ein geistiger
Zusammenhang der beiden
Stücke - der Verfasser des
vorgenannten Katalogs sieht
in der Kachel bei Lanna eine
Bekrönung der Werkstatt-
kachel bei Figdor - hat wohl
ursprünglich nicht bestanden
und wenn je die beiden
Kacheln in solcher Weise
vereinigt wurden, geschah
dies in späteren Jahren und
gewiß nicht von der Hand
des Schöpfers unserer Zunft-
Abb. 67. Aufsatz aus gebranntem Ton. Fränkisch, Mine des XVI. kachel. Dagegen Spricht
Jahrhunderts. Höhe 010 Meter _
schon der gewaltige Rang-
unterschied in der künstlerischen Ausführung. Der Fertiger der Zunftkachel
hat seine Figuren meisterhaft und mit eingehendem Verständnis für sein
Handwerk behandelt. Diese Gestalten sind schlanke Handwerker mit sehni-
gen Beinen, bei denen das ewige Treiben der Töpferscheibe kein Fleisch
ansetzen ließ - im Gegensatz zu den dicken gedrungenen Männern, die
auf der Zecherkachel bei Tische sind und welchen die Köpfe in den Schultern
sitzen. Gegen einen künstlerischen Zusammenhang spricht weiters die hier
geradezu kindlich naive Perspektive - wie die Beine der Sitzschemmeln
in die Luft ausragen und der feiste Zecher hinter dem Tisch mit seinem
Kreuz auf der Bank ruht. Die Tätigkeit des Salzburger Meisters H R, der
die Kachel bei Lanna signierte, wird kaum vor I 565 anzusetzen sein. Er hätte
gewiß auch die Zunftkachel, welche die Jahreszahl x56! trägt und durch
freiplastische Behandlung der Figuren sowie durch stellenweise Vergoldung
ausgezeichnet ist, mit seinem Monogramm versehen, wenn er ihr Fertiger
gewesen wäre.
Der zweite Teil der keramischen Sammlung Figdor umfaßt Arbeiten der
Ziegelbrenner und Ofenhafner. Wir beginnen mit den Fliesen, aus fein
geschlemmtem Lehm hergestellte, meist quadratische Platten für den Boden-
belag oder als Wandverkleidung bestimmt. Die Technik war schon den
Römern bekannt; die Herstellung setzte dann anscheinend eine lange Zeit
aus und ist zuerst wieder in England und Frankreich, auf deutschem Boden
im XILJahrhundert im Elsaß aufgetaucht. Den Glanzpunkt der Fliesenkeramik