MAK

Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 6 und 7)

J"! 
meter, der an einem antiken Altar befestigt ist, an den sich eine weibliche 
Figur in antikem Gewand, die eine Lyra hält, lehnt, und ein Kalender, 
ebenfalls mit einer weiblichen Figur, die in einem Buch liest. 
Besonders reich war die Ausstellung an Dosen verschiedener Art. Teil- 
weise waren sie nur von Wert als persönliche Erinnerungen, großenteils 
aber waren es auch Stücke von kunstgewerblichem Interesse, so vor allem 
eine Goldemaildose mit der Darstellung des Erzherzogs Carl in der Bataille 
de Souabe (Ostrach 179g), signiert Richter und nach einem Stich von 
Dürmer nach Vinzenz Kininger gemalt, ferner eine kostbare Goldemaildose 
in Blau und Weiß mit einem Bildnis des Kaisers Franz in jungen Jahren und eine 
Dose mit reichem Rankenwerk in Goldrelief am Deckel und dem öster- 
reichisch-toskanischen Wappen, zu dessen Seiten zwei kostbare Miniaturen 
mit Porträts vornehmer Damen, wohl Mitglieder der toskanischen Familie 
aus der Wende des XVIII. Jahrhunderts sich befinden. 
Ein heißer Kampf war es, der um den Schüttkasten in Eßling geführt 
wurde, dessen zerschossene Tür aus Schmiedeeisen ausgestellt war und 
die mit ihren reichen, geschmiedeten Bandornarnenten, die in Blattornamente 
auslaufen, Zeugnis ablegte vom hohen Stand des Kunstgewerbes in Öster- 
reich zur Barockzeit. 
Es würde wohl auch in den Rahmen dieser Besprechung die Ent- 
wicklung der Uniformen - als Teil der Kostümkunde - und der Waffen 
_ als Erzeugnisse der Waffenschmiedekunst - gehören, doch soll im Laufe 
des nächsten Jahres ein Prachtwerk über die Erzherzog-Carl-Ausstellung 
erscheinen, in dem eingehende Abhandlungen diesen Themen gewidmet 
sein werden. 
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S9 VON 
LUDWIG HEVESI-WIEN Sh 
RQSSE DEUTSCHE KUNSTAUSSTELLÜNG. Die Allgemeine Deutsche 
Kunstgenossenschaft ist für diesen Sommer in Wien zu Gaste. Ihre umfassende 
Kunstausstellung, an die 600 Nummern, füllt das Künstlerhaus, das, nebenbei gesagt, vor 
41 Jahren auch mit einer Deutschen Kunstausstellung eröffnet wurde. Die jetzige ist am 
5.juni von Sr. Majestät dem Kaiser feierlich eröffnet worden und ist ohne Zweifel eine 
reichhaltige und vielseitige Veranstaltung. Es liegt in der Natur der Sache, dall in ihr das 
konservative Element vorherrscht. Man möchte nicht gerade den Ausdruck Kunstvereins- 
kunst gebrauchen, aber die älteren Richtungen machen sich noch stark geltend und das 
Niveau wird wesentlich laxer gehandhabt als bei kleineren Verbindungen, die ihren Privat- 
maBstab festhalten können. Da fehlt es denn nicht an Überlebseln früherer Entwicklungs- 
stadien, an festgerannten Methoden und steckengebliebenen Autoritäten. Daneben strebt 
einzelnes frisch und zeitgemäß in die Höhe, bleibt freilich in der Menge allzu vereinzelt. Wir 
sehen da noch große kostümierte Historien, Kriegsepisoden im Geschmack von nach x87x, 
saucende Tonstücke, aufkommende Lichtzerstreuung, französierende Impression, gepflegtes 
Atelier-Morceau ä 1a Carolus Duran, Münchner Neu-Ostades, auch das Element von 
„Fliegende" und Familienblatt. Es spiegelt sich eben der breite Geschmack eines ganzen 
Menschenalters bei aller sichtlichen Mühe, allzu Plattes fernzuhalten. Einzelne Altmeister
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.