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manche Lücke gefüllt wurde, die jene Periode von unserer Zeit trennt. Man
hat auch den Biedermeier wieder zu Ehren gebracht, nachdem man dem
Zopf bis zu seinen letzten Lebenszügen gefolgt war.
Dem Herausgeber einer neuen Illu-
strierten Geschichte des Kunstgewerbes,
Georg Lehnert, sind namhafte Kenner der
verschiedensten Fachgebiete zur Seite ge-
standen, als er es kürzlich unternahm, ein
Gesamtbild unserer Kenntnisse von der
Entwicklung des Kunstgewerbes zu geben.
In zwei starken und reich mit Bildern
geschmückten Bänden liegt das Ergebnis
dieser umfassenden Arbeit vor, welche von
dem Verleger Martin Oldenbourg in Berlin
lebhaft gefördert wurde. Sie kennzeichnet
sich dadurch, daß jene so wertvollen
Resultate neuer Forschungen auf ältesten
Kunst- und Kulturgebieten ebenso berück-
sichtigt erscheinen wie die Bestrebungen
der jüngsten Epochen, welche die Ver-
gangenheit mit der Gegenwart verbinden.
Auch die modernsten Schöpfungen sind
diesem Zusammenhang angereiht, dem
offenbar möglichste Lückenlosigkeit ge-
wahrt werden sollte.
In älteren kunstgeschichtlichen Wer-
ken pflegte die alte Welt und die neue bis
zum Abschlusse der Renaissanceperiode
den größten Teil der Arbeit zu konsumie-
ren. Man gönnte der Barockzeit und dem
Rokoko ein bescheidenes Plätzchen und
verachtete den Rest.
Hier reicht nun von zwei Bänden der
erste so weit; während ein stärkerer zweiter
Band die bisher so stiefmütterlich behan-
delten Epochen nach der Renaissancezeit
behandelt und mit einem abgesonderten
Bilde des orientalischen und ostasiatischen
Z'b ' Giovanni delle Bombarde, , _
i onum wähnt pomgiusu, Kunstgewerbes abschließt. Es 1st sogar der
Versuch gewagt worden, jener künstlerisch
ebenso unfruchtbaren wie wissenschaftlich bedeutungsvollen zweiten Hälfte
des XIX. Jahrhunderts gerecht zu werden, deren Nachwirkungen heute
noch nicht ganz überwunden sind. Gerade im Zusammenhang mit den
trefflichen Leistungen jener Epochen, die eine eigene Kunstwelt zu schaffen