Kostgeld und eine besondere Remuneration zahlte, wurde die Schule im Jahre
1770 täglich von 72 Lehriungen, und ausserdem an Sonn- und Feiertagen
von 74 Gesellen besucht. Die Gesammtsumme der Frequentanten während
der ersten drei Jahre belief sich auf 328. Zur Aufmunterung der Schüler
waren Preise ausgesetzt '), welche alljährlich „in Gegenwart einer ansehn-
lichen Menge von Kunstliebhabern und Kennern" feierlich vertheiltwurden 9).
in Würdigung der schnellen Aufnahme der Schule übernahm Fürst Kaunitz
auf Domanöclös Wunscha) am 28. April 1770 auch über diese Anstalt
das Protectorat. Der Director war Anfangs zugleich der einzige besoldete
Lehrer an der neuen Akademie; später wurde ihm zur Aushilfe sein Sohn
Franz, der schon von Anbeginn der Schule dem Vater beim Corrigiren
geholfen hatte, als bestellter Corrector beigegeben, und derselbe war auch
unter Domanöclfs Nachfolger lange Jahre hindurch als Adjunct an der
Graveurschule thätig 4).
Behrner (Goldgraveur), Christian Würth, Johann Schmallekher (Stahlarbeiler),
Hieronimus Rigler und Anton Langer (Silberarbeiter). Am 3. Mai 1769 kam Johann
Moll dazu. (Acten d. Akad., Ausweis v. J. 177a.)
J) Der Staatsrath bewilligte am 3. August 1768 auf Antrag des CommerzienACon-
sesses „7V, Souverainsdüar für die Scholarn auf jährliche Prämie". (Cab.-Arch., Staetsr. A.)
') Ueber die Preisvertheilung vom a8. Juli 1770, vergl. die k. k. a. priv. Anzeigen,
l. S. 44; die Prämiirung vom 9. August x77! schildert ein handschriftl. Bericht in den
Acten der Akad. _
') In seiner Vorstellung gibt Domanöck der Befürchtung Ausdruck, dass die
Anstalt „ohne einen dieser Kunst verständigen Schützer durch einige ihr abgeneigte lndi-
vidua in ihrem Fortgang gehindert werden möchte".
') ln dem eben citirten Ausweis über die Frequentation der Graveur-Akademie vom
Jahre 1770 wird Franz Domnnück „Scholar" und zugleich „d. Z. Allergnadigst resol-
virter Corrector" genannt. Domanöck hatte für die Ausbildung des Sohnes (geb. in
Wien 1746) trefflich gesorgt, ihn auf seine Kosten eine fünfjährige Studienreise nach
Deutschland und den Niederlanden machen lassen und wandte sich nun, nachdem der-
selbe mit 24 Jahren die Schule verlassen hatte, mit der Bitte an den Commerlzilen-Consess,
ihm zu einem dreijährigen Aufenthalte in Paris ein Stipendium von zoo H. zu verleihen,
,.zur weiteren Perfectionirung seiner Kunst und besonders zur Erlernung der Giessung
und Vergoldung der Bronze". Auf den darüber von Kaunitz erstatteten Vortrag vom
8. November 1770 resolvirte die Kaiserin eigenhändig: „er hat bei mayer 50 Dugaten
angewisen, mercy disen jungen mensch recomendiren das er nicht liderlich anstatt was
zu lehrnen wird." (Act. d. Akad.) Meyer war Zahlrneister der Geheimen Kammer. Unter
„mercy" ist der damalige Minister Oesterreichs am französischen Hofe, Graf Mercy
d'Argenteau zu verstehen; das an denselben auf Befehl der Kaiserin von Kaunitz
am folgenden Tage ausgefertigte Empfehlungsschreiben für den jungen Domanö ck enthält
u. A. die interessante Mittheilung, dass der Künstler einen von ihm und seinem Vater
„auf Befehl des Hofes aus Stahl nach antiquer Art verfertigten kleinen Tisch und ein
desgl. Vase, als Geschenk der Erzherzogin Maria Anna und des Herzogs Albert zu
Sachsen für Madame la Dauphine" (Maria Antoinette) mitbringe. (Staats-Arch. ln dem
Gesuche des alten Domanöck an den Commerzien-Consess erwähnt der Künstler unter
den Arbeiten seines Sohnes, ausser diesem Tisch noch „I9 Portraits in Silber", welche
derselbe „zu denen in die schetz-Cammer nach Maria-Gel! ullergnädigst abgeschikhet
wordenen Antipendien" verfertigt hatte.