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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 3)

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Es würde zu weit führen, auf die volkstümlichen Grundlagen der roma- 
nischen Kunst hier des näheren einzugehen. Wir können auch um so eher 
darauf verzichten, als wir uns in nächster Zeit aus anderen Gründen mit 
dieser Frage näher beschäftigen müssen. 
Es genüge hier die Feststellung, daß die sogenannte romanische, die 
byzantinische und die orientalische Kunst des frühen Mittelalters trotz 
unverkennbarer Unterschiede in ihren höchsten Stufen in den untersten 
Schichten einander sehr nahe 
liegen odervielmehr eine gemein- 
same Unterschicht haben, so- 
wohl was das schaffende Volks- 
empfinden als die überkommene 
Formenwelt betrifft. Diese For- 
menwelt stellt wie die ganze von 
der späten Antike überlieferte 
Kultur eine Mischung griechisch- 
römischer, vorderasiatischer und 
anderer Elemente dar, eine Mi- 
schung, die dadurch ermöglicht 
worden ist, daß jedes der Kultur- 
elemente nicht in seiner höchsten, 
individuellsten, eigenartigsten Er- 
scheinung, sondern in einer ver- 
einfachten, ausgeglichenen, des 
Besonderen oft beraubten Ge- 
stalt in die Mischung eintrat. Es 
konnte sich so eine echte breite 
Volkskunst entwickeln und man 
begreift, daß ihre Formen dem 
Volksgemüte durchjahrhunderte 
wesensverwandt erschienen. 
Wenn man die auf Seite 167 
hllSStellllng schwedischer Volkskunst im Österreichischen wiedergegebene tapisserie(go- 
Museum. Teppich, noppenarzig in farbiger Wolle gearbeitet  artige Decke betrachtet 
(innerer Grund grün, Grund des Randes rot), bezeichnet ' 
1812 (Nordisches Museum in Stockholm) insbesondere in den kräftigen 
Farben des Originals, so kann 
man wohl einen Augenblick glauben, eine romanische oder frühgotische 
Arbeit des XII. bis XIII. Jahrhunderts vor sich zu haben. Sowohl die Haupt- 
gliederung als die T ierfiguren als auch die geometrischen Musterungen 
scheinen ganz dazu zu stimmen. Und dann gewahrt man plötzlich die Jahres- 
zahl - 1753 (an der rechten Schmalseite). 
Einen ganz mittelalterlichen Eindruck macht auch der auf Seite 169 
wiedergegebene (bräunlich und grün gewebte) Behang, der Doppeladler 
in uralter - oder, sagen wir richtiger, in außerzeitlicher - Stilisierung und 

	        
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