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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 4)

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des XVIII. Jahrhunderts der Porzellanbernalung zugewendet haben, als für ihre 
Glasmalereien kein genügender Absatz mehr vorhanden war. Die Breslauer 
Familie der Preußler mit ihren Schülern und Nachahmern dürfte diesen 
Arbeiten nahestehen." Die Maler verschafften sich das Weißporzellan, wo 
immer es zu erlangen war, so daß ihr Dekor für die Feststellung der Her- 
kunft des Stückes belanglos ist. Ihre äußerst zierlichen Erzeugnisse bilden 
eine Gruppe für sich, die abgesondert von dieser oder jener europäischen 
Fabrik als eine kunstgeschichtlich zusammengehörige Gattung betrachtet 
werden muß. Sie wird, wie bereits angedeutet, durch eine Reihe von ost- 
asiatischen Porzellanen ergänzt, die oft in sehr eigenartiger Weise nach 
Ornamentstichen in Europa dekoriert wurden. Auch bei diesen fällt der 
Schwarzlotmalerei die wichtigste Auf- 
gabe zu. Derartiges Porzellan, dessen 
Dekor ebenfalls den Breslauer Glas- 
und Porzellanmalern nicht fernestehen 
dürfte, war hauptsächlich auf der 
Auktion Lanna in reich ausgeführten, 
interessanten Stücken vorhanden. Zwei 
Teller aus dieser Sammlung, mit euro- 
päisierten Chinesenfiguren und Blätter- 
ranken in Schwarzlot, Eisenrot und 
Gold, von denen ein Exemplar auf Seite 
258 abgebildet ist, hat das Österreichi- 
sche Museum mit der Sammlung Bees 
kürzlich erworben, und auch das auf 
Seite 257 abgebildete Schälchen mit der 
Callotligur gehört hierher. Diesen De- 
Töpfchen mitbuntenChinoiserienund Barockhenkel, km", Wie es üblich ist, als „Überdekiiru 
Wiener Porzellan der Dupaquier-Zeit (Österreichi- zu bezgichngn, geht dgshalb nicht an, 
mm Museum) weil der Überdekor einen Unterdekor 
zur Voraussetzung hat, der in diesen Fällen nicht vorliegt. Eine andere Tat- 
sache, die die eingehendere Beachtung der Porzellane der Dupaquier-Zeit 
lehrt, ist die lange andauernde und weit verbreitete Vorliebe für den chine- 
sischen Dekor in dieser Periode. Dieser Dekor hatte für diese Zeit ungefähr 
dieselbe Bedeutung wie für die folgende das Streublumenmuster. Zahlreiche 
Teller, Terrinen und allerlei anderes Porzellan beweisen, daß die Fabrik dem 
kaufenden Publikum eine große Auswahl von Tafel- und Frühstücksservicen 
mit chinesischen Motiven zur Verfügung stellen konnte, und daß ein Teil 
dieser Dekorationsart sich der europäischen Auffassung näherte, während ein 
anderer das sichtliche Streben nach möglichst getreuer Nachahmung der 
chinesischen Vorbilder kundgibt. Diese Nachahmung geht so weit, daß beim 
bloßen Anblick das Original und die Nachbildung oft kaum unterschieden 
werden können, indem selbst der bläuliche Ton der Masse, wie ihn namentlich 
"' Vergleiche Folnesics und Braun, a. a. O. Seite 3c.
	        
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