286
eine weite Meeresbucht.
In dieser liegt der „Mont"
(Abb. 2). Vom städtischen
Garten," sei ein prächtiger
Blick, besagt das vortreff-
liche Reisehandbuch von
joanne. - So mag einem zu-
mute sein, wenn er nach lan-
ger Abwesenheit der Stätte
zueilt, wo ein geliebtes We-
sen seit Jahr und Tag harrt
und harrt. - Herrgott, wie
mein Herz pochte, bis die
Höhe erreicht war! Mäch-
tige Laubbäume mit weit
niederhängenden Zweigen
stehen droben. Zwischen den
dunklen Stämmen und Laub-
werk hindurch glitzert's -
Thalatta, Thalatta, sei mir
gegrüßt, du ewiges Meer! -
Und weit draußenjn der glei-
ßenden, blitzenden Fläche,
im Duft des Sommertages
etwas wie eine Graalsburg,
die Verwirklichung eines
Jugendtraumes! Alles rings-
Abb, a. LaTour du Nord (Plan n) um still; nur leises, leises
Mückengesumse und fernher
das Rauschen langer Wogenkämme! - Oh, das Glück solchen Augenblicks
läßt sich nicht sagen.
II: IP
Wenig Zeit nachher: Pontorson! Ein allem Anschein nach sehr inter-
essantes altes Städtchen mit Fachwerkhäusern, mit einer gotischen Kirche -
wo fehlten die in der Normandie! Nicht das kleinste Nest ist ohne künstlerisch
ansehnliche Bauten! Und - nirgends Fabrikschlote, nirgends elende Back-
steinbaracken, als „Arbeiterhäuser" bezeichnet, nirgends das Cachet der
Großkapitalswirkung. Vorwiegend landwirtschaftliche Beschäftigung der Be-
völkerung hat diese Provinz der Belle France bisher vor vielem bewahrt,
was das Zeitalter der Industrie und der herabgekommenen Architektur an
1' Eine ganze Reihe normannischer Städte, selbst kleine, wie zum Beispiel Lisieux, besitzen wundervolle
öffentliche Gärten. Hervorragend schön ist vor allen anderen derjenige von Coutances. Das durch die Nähe
warmer Meeresströrnungen bedingte außerordentlich milde Klima läßt zum Beispiel Bäurne der subtropischen
Flora zu herrlichszer Entwicklung kommen; wenige Stunden landeinwärts ist dies unmöglich.