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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 5)

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dem „Sant Angelo" geweihten Stätte im Neapolitanischen. Dort hatte der 
Führer der himmlischen Heerscharen greifbare Spuren seiner Anwesenheit 
hinterlassen. Die französischen Mönche erhielten davon Fragmente zum 
Geschenk: ein Stück des scharlachroten Mantels sowie ein Stück des 
Marmorfußbodens, auf dem der ritterliche Engel gestanden hatte. Beides, 
schon unterwegs Wunder 
wirkend, wurde in einem 
wahren Siegeszuge nach der 
Normandie gebracht. Da- 
durch ist der „Mont" zum 
Wallfahrtsorte geworden. Die 
Pilgrimsmuscheln im Wap- 
pen der Abtei (Abb. I) deuten 
darauf hin. - Sankt Albertus 
bewohnte mit den Mönchen 
anfangs den Felsen allein. Als 
dann die Normannen sengend 
und brennend im Lande ein- 
zufallen begannen, siedelten 
sich Flüchtlinge unter dem 
Schutze des Klosters an. So 
entstand die städtischeNieder- 
lassung. -- Schon Childebert 
hatte den ersten mönchischen 
Siedlern einen Besuch ab- 
gestattet. Später sah der hei- 
lige Berg alle französischen 
Könige durch seine Tore 
ziehen, daher „La Tour du 
Roy" (Plan N) und die stellen- 
weise bös mitgenommene 
„Porte du Roy" (Abb. x4, I5, 
18) (Plan Q). Rollon, der An- 
führer der nordischen Er- 
obererf ließ sich taufen und 
Abb. 13. Ansicht des „MonW von Südosten. Die der Abteikirche 
vorgelagerten oberen Baurnassen sind: Rechts die Merveille; alles 
weitere Abteigebäude. Unten: Tour de Liberte 
"i Wie sehr sich skandinavisches 
Wesen mit dem Einbruche derNormannen 
und ihrer Herrschaft verbreitete, auch in 
baulicher Hinsicht, geht aus einem noch wohlerhaltenen Bauwerke. der Karharinenkirche in Honüeur, her- 
vor. Ihre Entstehung gehört zwar einer wesentlich viel späteren Zeit an. indes zeigt sie durch ihre Holz- 
konstruktionen. vor allem durch den auf weitausladenden Holzstreben ruhenden, von der Kirche selbst völlig 
getrenntenTurm deutlich, wie lange skandinavische Einflüsse nachwirkten. Der Turm,in spätererZeit an der Basis 
mit einem Mauermantel umkleidet, zeigt genau dieselbe Konstruktion, denselben Aufbau wie die nordischen 
"Klock-Stapele". die bis auf wenige Exemplare verschwunden sind. Einer steht noch in Norrköping; zwei 
prächtige Beispiele befinden sich im Freiluft-Museum Skansen zu Stockholm. Wollte man aus diesen wenigen 
Übetbleibseln einst allgemein gebräuchlicherFormen Schlüsse ziehen, so würde sich das eigentliche Entstehungs- 
bild der Gotik auf einfache Weise erklären lassen. - Die Normandie besitzt übrigens eine ganze Reihe höchst 
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