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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 5)

kulturell-negativer Bedeutung, ließ den Namen des „Mont" nochmals durch 
alle Welt gehen. Es ist die Geschichte von Dubourg, einem französischen 
Schriftsteller, der unter dem Pseudonym „Uespion Chinois et Mandarin" das 
Leben am Hofe Ludwigs XV. geißelte. 1745 wurde er aufgegriffen, nach 
dem „Mont" gebracht und dort in einem der luft- und lichtlosen unter- 
irdischen Gefängnisse in einen 
a eisernenKäfig verwahrt, dessen 
Vergitterung selbst ein Durch- 
stecken des Kopfes unmöglich 
machte. Man sagt, die Mönche 
hätten dem Opfer der könig- 
lichen Favoritinnen warme, 
wollene Kleider zugesteckt und 
das gräßliche Gefängnis gegen 
die von oben abtropfende 
Feuchtigkeit geschützt. Ein 
Jahr und zwölf Tage hielt 
Dubourg diese Gefangenschaft 
aus. Dann starb er freiwillig 
den Hungertod. Erst auf die 
Weisung des Herzogs von 
Chartres, nachmaligen Königs 
Louis Philipp, wurde der Käfig, 
dieses Denkmal menschlicher 
Bestialitägvernichtet. Kardinal 
La Balue soll die Einrichtung 
erfunden und dem König Lud- 
wig XI. zur Einführung emp- 
fohlen haben. - Dann kam das 
Jahr 1789. . . Mit den Priestern 
verschwanden kostbare Ge- 
wänder, Gold und Silber in 
Menge, alles, was Geldeswert 
Abb. 22. „L3 Merveille", von den Remparts (Tour du Nord) aus besaß. Die Glocken wurden 
gesehen; danebenTourdesConins; darumerdas denZugangzum - - 
Chätelet verteidigende Vorwerk (Barbacane), zum Teil restauriert zum Teil In Kianonen ungg_e_ 
gossen, zum Teil hangen sie in 
Kirchtürmen von nahen Landgemeinden. Die Bibliothek wenigstens wurde 
vor Vernichtung geschützt und befindet sich in Avranches, das auch den 
bei der Klosteraufhebung geretteten Schädel des heiligen Albertus besitzt. 
Napoleon I. wandelte Sankt Michaels Heiligtum 1811 in ein Zuchthaus um, 
das unter Ludwig XVIII. den Titel „Prison Centrale et de Correction" 
erhielt und bis X853 bestand. Dem bekannten französischen Politiker Barbies 
blühte das Schicksal, mit den unterirdischen Cachots Bekanntschaft zu 
machen, ohne daß er indes dem Schicksale Dubourgs anheimfiel. Die Zeit
	        
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