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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 5)

ist Führer, ist Cicerone, und zwar immer in einem Tempo accelerato. Wer 
aber diesen Dienst nicht mehr zu tun vermag, hockt irgendwo und streckt die 
Hand aus. Eine „Blinde", die auf der Treppe vor dem Chätelet zu sitzen 
pfiegt, grüßte, nachdem sie von mir beim ersten Rundgang ihren Obolus 
bekommen hatte, nachher immer freundlich, schon von weitem. Je nun, 
anderswo sind's Alphorn- 
bläser, die dem Fremden 
eine Steuer abnehmen, oder 
ein in rotem Frack der 
ehemaligen Garderegimenter 
steckender Nachkömmling 
der tapferen Schweizer, die 
beim Sturm der Pariser auf 
das Königsschloß „fortiter 
pugnantes ceciderunt" oder 
echte Tiroler Alpensänger - 
ja, an grönländischen Sta- 
tionen jammern unechte Es- 
kimos das Lied von der 
Lorelei und am Suezkanal 
singen braune Araberschlin- 
gel: „Lieb Vaterland magst 
ruhig sein" oder „God save 
the king", auch „Allons, en- 
fants de la patrie"! Ganz 
nach Bedürfnis! 
Bei der Porte du Roy 
führt neben der T ourelle du 
Guet und dem graziösen 
Fachwerkhaus Maison de 
Parcade (M; Abb. 18) eine 
Treppe hinauf zu den Rem- 
parts. Rechts liegt die Tour 
Abb. 1a. Kreuzgang, Plan A A1, oberster Teil der Merveille du Roy (N) und Tour del'Ar- 
cade (M), ein wenig weiter 
die mächtige halbrunde Tour de la Liberte (L). Woher dieser Name, der 
wohl nicht vor das Jahr 1789 zurückgeht? Als die große Revolution aus dem 
Kloster ein Gefängnis machte, wurde der Name des Berges umgewandelt 
in „Mont Libre". Die ersten Bewohner dieses „Freiheitsberges" waren 
300 ältere Kleriker. Die Freiheit bestand darin, daß sie hinter vergitterten 
Fenstern und festverschlossenen Türen bei Gefangenenkost republikanische 
Luft atmen durften. „Le petit Exile" und „Le grand Exile" erinnern 
ebenfalls an den Wandel des Zweckes, den solche Bauten zuweilen er- 
fahren.
	        
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