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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 5)

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Für Chippendale sind besonders charakteristisch die Stühle, außerordentlich sitz- 
gerecht, stabil auf den geschwungenen Beinen ruhend, mit rund umarmend geführten 
Armlehnen und dem ausgesägten Rückenmittelbrett. Phantasievoll und erfindungsreich 
ist diese Rückenlehne mit ihrem Durchbruch behandelt in Verkreuzungen und Ver- 
schleifungen des Holzstabwerkes, als verschlungene Ösen und sich durchrankende Kranz- 
gehänge. Und durch solch heitere Anmut wird die Schwere gemildert. 
Sehr dankbar in der Raumwirkung sind die Bücherschränke und Vitrinen. Oft 
Kombinationsmöbel mit dem ausgebuchteten Unterteil als Klappsekretär, der im Innern 
eine schmuckhafte Felderung zierlicher Schübe, pointiert durch Elfenbeinknöpfchen oder 
Messingschlüsselplättchen zeigt. 
Der Bau ist schlank, mit schmaler Tiefe, so dal} eine gute Einheit mit der Wand sich 
ergibt; die halbhohen Kasten sind außerdem geeignet, raumgliedernde Funktionen zu 
übernehmen; sie können seitlich barrierenmäßig ins Zimmer gestellt werden, einen 
Plauderwinkel herausschneiden, als Rückwand für ein Sofa dienen. 
Die gläserne Fassade hat ihre Zier im Holzsprossenwerk. Und hier herrscht in den 
Vergitterungsrnotiven eine ähnliche Mannigfaltigkeit wie bei den Stuhllehnen. 
Ganz einfache Teilungen gibt es in Stabquadrierungen, mit Kreisen, mit Karos bis 
zum reichsten verschlungenen Arabeskenwerk und japanisierendem Dekor. Das letztere 
sieht man an einem seltenen Stück Chippendales, das mit dem Pagodendach und dem an 
minutiöses Metallfiligran und klingelnde Glöckchen erinnernden Schnitzzierat aus dem 
gewohnten Schlichtheitsstil herausfällt. Man sieht hier ein sehr betontes Beispiel des 
auch sonst bemerkbaren östlich-exotischen Einflusses im Dekorativen. Das ist immer in 
kolonisierenden Ländern und das blau-weiße Delft der Holländer ist ein Ableger Chinas. 
Von den Kleinmöbeln sind besonders anregend die Tische, ihr Rand ist zweckvoll 
leicht nach oben gewölbt und ihre Platte so als ein natürliches Tablett ausgebildet, einmal 
finden sich sogar gleich die passenden Vertiefungen für die Teller darin. 
Und dankbar zur Raumgliederung bieten sich die halbrunden Kommoden, die, gegen 
die Wand stehend, sich nach vorne ausbuchten. Sie eignen sich gut dazu, rechts und links 
eine Tür zu flankieren. Delikat ist die Schnitzerei auf den Friesen und Türfüllungen. 
Kranzgewinde schlingen sich und von ihnen schwebt ein Medaillon herab mit einer Opfer- 
schale. Die Schönheit dieses Ornaments liegt darin, daß es als weiches Basrelief schmieg- 
sam aus dem Grund sich hebt. Wie bei guten Medaillen und Plaketten, sitzt das Zierat 
nicht hart auf dem Fond auf, sondern schwingt rhythmisch in ihm. Mit „fühlendem 
Aug'", aber vor allem mit „sehender Hand" muß man das schmecken, diese welligen 
Flächen sind „caressant ä toucher". F. P. 
MITTEILUNGEN ,AU;S' {DEM  K; ÖSTER- 
REICHISCHEN MUSEUM 
KURATORIUM. Der Minister für öffentliche Arbeiten hat auf Grund des g s der 
Statuten des Österreichischen Museums zu Mitgliedern des Kuratoriums dieses 
Institutes für die restliche Dauer seiner gegenwärtigen Funktionsperiode den Geheimen 
Rat, Statthalter in Steiermark Dr. Manfred Grafen Clary und Aldringen, den Geheimen 
Rat Erwein Grafen Nostitz-Rieneck und den Geheimen Rat Karl Fürsten zu Schwarzen- 
berg ernannt. 
BESUCH DES MÜSEÜMS. Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr 
Erzherzog Rainer hat am 6. dieses Monats das Österreichische Museum besucht und 
die Neuerwerhungen und die Sammlungen des Museums besichtigt.
	        
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