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DIE WAPPEN DER ORDENSSTIFTE_ IN
NIEDEROSTERREICH 50' VON H. G. STROHL-
MÖDLING 50'
IE geistlichen Ordensstifte waren im frühen Mittelalter
die Stützpunkte für die Entwicklung jedweder
Kultur, um sie konzentrierte sich das geistige
Leben, weil dieses nur hier die nötige Nahrung
und Pflege finden konnte. Bei der Gründung der
verschiedenen Abteien spielte nicht nur das reli-
giöse Gefühl allein eine Rolle, sondern auch der
wohlberechnende Gedanke, daß die durch den
Stifter in Grund und Boden festgelegten Werte
einmal reichliche Früchte verschiedenster Art
tragen werden. Für Kunst und Kunsthandwerk
waren im frühen Mittelalter die Abteien eine Lebensbedingung; ohne diese
über das Land verstreuten Kulturstätten hätten die beiden nur schwer
existieren und sich weiter entwickeln können.
Die geistlichen Stifte waren damals die I-Ieimstätten, in welchen die
Künstler stets freundliche Aufnahme und volles Verständnis fanden, weil
dort nicht nur allein der Sinn und Wille für künstlerisches Entstehenlassen,
sondern auch die dazu nötigen Mittel vorhanden waren, diesen Sinn und
Willen in die Tat umsetzen zu können. Hier, in den Stiften, strömten die
überflüssigen, im Besitze der Gläubigen befindlichen Werte in Form von
Opfergaben, Schenkungen und Nachlässen zusammen und bildeten auf diese
A11 von der Allgemeinheit angelegte Sparbüchsen, in die von seiten der Re-
gierenden trotz deren unbestreitbarer Glaubenstreue im Notfalle, namentlich
in Zeiten des Krieges, recht tief gegriffen wurde, oft so tief, daß für die geist-
liehen Sammler dieser Schätze nicht einmal das Nötigste für den Lebens-
unterhalt übrig blieb. In solch traurigen Kriegszeiten verhielten sich Freund
und Feind in ihrem gar zu regen Interesse für die Stiftsgüter völlig gleich,
ja mitunter war der Feind dem Freunde noch vorzuziehen und es ist wirklich
wunderbar, wie doch immer wieder die meisten dieser Stifte diese schreck-
liehen Drangsale und Verwüstungen überstehen und zu neuem Leben auf-
blühen konnten.
In unseren Tagen ist die Bedeutung der geistlichen Stifte für die Kunst
und das Kunstgewerbe leider nicht mehr so groß und nachhaltig wie ehe-
dem, weil eben die kirchliche Kunst überhaupt ihre hervorragende Stellung
im Laufe der Zeit verloren hat, auch die geistlichen Stellen, wenigstens die
Mehrzahl derselben, nicht mehr in dem Maße wie vormals über die finan-
ziellen Mittel verfügen, um, wäre auch der Wille dazu vorhanden, dem früheren
Gleichwertiges schaffen zu können.
Der Glaube macht nicht nur allein selig, sondern unter gewissen Um-
ständen auch reich, wie es uns die Entwicklungsgeschichte so mancher
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