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drei Lilien im Felde. Die Schrägstellung der oberen zwei Lilien bleibt in den
folgenden Äbtesiegeln noch beibehalten, doch kommt auch eine Stürzung
der unteren Lilie vor, so im Siegel des Abtes Laurenz II. Reiß (1587-I6oI).
Im Siegel des Abtes Simon II. Ruprecht (16o7-x622) erscheinen alle drei
Lilien in lotrechter Stellung, während sie vom Abte Ignatz I. Krafft, Freiherrn
von Tscherkowitz und Lamersdorf (1622-4638) wieder in der alten Schräg-
stellung geführt werden. Ein Siegel des Abtes Kornelius Strauch ( I 638-x6 50)
zeigt ebenfalls dieselbe Stellung der Lilien.
Die Wappen der Märkte Hainfeldf und Stratzing, verliehen von Kaiser
Rudolf II. am 2. und 5. jänner 1583, zur Zeit des Abtes Georg V. Prem-
berger (1568-1587), zeigen ebenfalls die Lilien des Stiftes Lilienfeld, golden
im blauen Felde (Abb. 46 und 47).
Der Ort Lilienfeld benutzt dagegen in seinem Siegel die Figur der wilden
Lilie, der Schneerose oder schwarzen Nieswurz (Heleborus niger).
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Aus den hier vorgeführten, allerdings nur in kurzen Schlagworten
gegebenen Wappengeschichten der Stifte im Lande Niederösterreich wird
der Leser wohl ersehen haben, daß die Wappenüguren, besonders was ihre
Tinkturen anbelangt, im Laufe derjahrhunderte manchen Wandlungen unter-
legen waren und daß es nicht so leicht ist, eine strikte Blasonierung dieser
Wappenbilder festzustellen, weil ja mit Ausnahme des Zisterzienserstiftes
Neukloster zu Wiener-Neustadt und des Prämonstratenserstiftes Geras im
Waldviertel bei den übrigen zehn Stiften keine dokumentarische Festlegung
der Form und Farben ihrer Wappen nachzuweisen ist.
DI_E KUNSTKAMMER DES STIFTES KREMS-
MUNSTER Sie VON HERMANN UBELL-LINZ
AS liebenswürdige Entgegenkommen der Stiftsvor-
stehung von Kremsmünster hat es dem Linzer
Museum ermöglicht, eine auf mehrere Wochen
berechnete Ausstellung einer Auswahl charakte-
ristischer Werke der Kunst und des Kunst-
gewerbes, welche das ehrwürdige Benediktiner-
stift in seinen Mauern beherbergt, im Festsaal
des Museums zu veranstalten und so den Linzer
Kunstfreunden die Gelegenheit zu bieten, diese
erlesenen Objekte eingehend und wiederholt zu
betrachten. An Ort und Stelle ist es ja dem Be-
sucher des Stiftes nicht leicht möglich, bei den einzelnen Gegenständen der
Sammlungen länger zu verweilen, um so weniger, als bei solchen Besuchen,
' Im jahre xgüg haue Lilienfeld von den I-Ierzogen Albrecht III. und Leopold III. die jus banale, die
Gerichts- und Polizeigewalt über Hainfeld, später auch das Landgericht erhalten.