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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 8 und 9)

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Persien hat mehrere eigene Schreibarten hervorgebracht, von denen 
das „Taliq" mit seiner späteren Abart, dem „Nastaliq", vor allem in Betracht 
kommt. Im Gegensatz zu dem streng horizontalen Naskhi wird es etwas 
schräg, von oben nach unten, geschrieben und ist an der feinen Nuancierung 
der Rundungen leicht erkenntlich. Es wurde seit dem XV. Jahrhundert in 
den häufigen Kopien der persischen Nationaldichtungen allgemein ange- 
wandt, und wir kennen die Namen aller bedeutenden Kalligraphen, die 
sich darin auszeichneten. Sultan Ali von Meschhed, der auch in München 
mehrmals vertreten ist, war wohl der berühmteste unter ihnen. Ein persischer 
Provinzialismus ist ferner das „Schikeste", eine kapriziös gebrochene und 
verschlungene, schwer leserliche Schrift, die nicht sowohl in Büchern 
als in offiziellen 
Aktenstücken, in 
Erlässen und in 
dergleichen sich 
einbürgerte und 
so wie das Taliq 
auch im mo- 
hammedanischen 
Indien gepflegt 
wurde. Bezeich- 
nenderweise sind 
religiöseAbhand- 
lungen in ara- 
bischer Sprache 
und vor allem der 
Koranselbstauch 
in diesen schiiti- 
Abb. 23. Miniaturblatt aus einem Dioskurides, Mesopotamien, datiert 1223 (Samm- sehen Ländern 
lung Martin. Stockholm) 
 
nie anders als im 
Naskhi, beziehungsweise Tsuluts kopiert worden. Damit hätten wir wohl 
die wichtigsten Variationen der arabischen Schrift, die bei der Bestimmung 
von Denkmälern der Buchkunst oft den Ausgangspunkt bilden müssen, kurz 
erwähnt. Daneben hat es noch eine große Anzahl zum Teil rein dekorativer 
Formen gegeben, deren Namen (Staubschrift, Schleifenschrift, Brautlocken- 
schrift, Blumenschrift, Mondsichelschrift, Pfauenschrift und dergleichen mehr) 
oft schon auf ihre besondere Eigenart hinweisen. Ferner hat sich die Phan- 
tasie der mohammedanischen Kalligraphen häufig zu allerlei Spielereien und 
scherzhaften Gebilden verstiegen, die durch ihren Witz und ihre uner- 
schöpfliche Erfindungskraft immer von neuem ergötzen. 
Die ornamentale Ausstattung der Handschriften wurde entweder vom 
Schreiber selbst oder von einem besonderen Illuminator („Vergolder") besorgt. 
Sie erstreckte sich auf die Vorsatzblätter am Anfang und am Schluß, die 
eigentlichen Titelseiten, die Kapitelköpfe, Randmedaillons und andere
	        
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