DEKORATIVE KUNST IM NEWYORKER
METROPOLITAN MUSEUM 50' VON CLARA
RUGE-NEWYORK 50.
-- 3-7 g" M März 1910 ist ein neuer Flügel des Newyorker
m
jßr-„xßl Kunstmuseums eröffnet worden. Er wurde aus-
H "Ä schließlich für die dekorative Kunst und das
Kunstgewerbe im weitesten Sinne gebaut. Unser
Museum hatte bisher das Kunstgewerbe recht
stiefmütterlich behandelt.
Veranlaßt wurde der Neubau durch die große
Hoentschel-Sammlung von Paris, die J. Pierpont
Morgan bereits im Jahr 1906 dem Museum über-
V . geben hatte. Damals aber konnte die Kollektion
nicht untergebracht werden. Die Gegenstände aus dem XVIII. Jahrhundert
schenkte Morgan, die aus dem Mittelalter lieh er für unbestimmte Zeit.
Ähnlich wie mit anderen amerikanischen Museen, die in ihren Anfängen
Privatgründungen waren, verhält es sich also auch mit dem Newyorker Metro-
politan Museum, für das Staat und Stadt erst später bedeutende Summen
bewilligt haben. Durch die verschiedenen Anbauten, die nicht nach einem
einheitlichen System ausgeführt wurden, sieht die Architektur unseres Kunst-
tempels etwas wirr aus. Als das Museum vor ungefähr 30 Jahren im Central
Park errichtet wurde, war es ein roter Backsteinbau in romanischem Stil.
Später kam ein größeres Gebäude in griechischem Stil dazu mit der Haupt-
fassade nach der Fifth Avenue. Der Architekt war Hunt, -nach dessen Tod
die Firma McKim, White und Mead neue Flügel hinzufügte, die allmäh-
lich das alte Backsteingebäude einschließen sollen. Diese Neubauten sind
durchaus nicht in Harmonie mit I-Iunts Fassade und machen in ihrem Äußern
einen recht nüchternen Eindruck.
Der sechste und zuletzt eröffnete Flügel enthält die kunstgewerblichen
Sammlungen, die immer mehr mit Werken vom frühen Mittelalter bis zum
Ende des XIX. Jahrhunderts bereichert werden sollen. Dieser neue Flügel
ist der erste, der mit der Absicht gebaut wurde, bestimmte Sammlungen
darin unterzubringen. Mit den früheren Bauten hatte man nur für irgend-
welche Schenkungen Raum schaffen wollen.
Die kunstgewerblichen Gegenstände des neuen Flügels sind nicht alle
in letzter Zeit geschenkt worden. Eine größere Zahl konnte man bereits
vorher in andern Teilen des Museums finden, sie waren aber so verstreut,
daß man sie nicht besonders beachtete. Jetzt wurden sie einheitlich geordnet.
Um das für die, Aufstellung geeignetste System zu finden, war der Architekt
McKim nach Paris gereist, wo er nicht nur die Hoentschel-Kollektion be-
sichtigte, sondern vor allem auch im Musee des Arts decoratifs Anregung für
die hiesige Einteilung der kunstgewerblichen Sammlungen suchte. Der neue
Flügel besteht aus einer großen Zentralhalle, die rings von 25 kleineren