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Joseph II. aufgehoben wurde. In den Jahren
1475 bis 1512 stand der Propst Johann II.
Kugelberger an der Spitze der Propstei und
wurde unter ihm im Jahre 1480 dieselbe, die
bisher vor den Mauern der Stadt gelegen war,
an die dortige Stadtpfarrkirche Sankt Niko-
laus übertragen. Von da an führte Propst
Johann II. den Stiftspatron Sankt Nikolaus,
dessen Attribut, wie bekannt, drei Kugeln sind,
in seinem Siegel. Diese drei Kugeln, 1, 2 gestellt,
sind aber auch ein redendes Bild für den Namen
des Propstes „KugelbergeW (Berg aus Kugeln).
Die nachfolgenden Pröpste behielten die drei
Kugeln allein in ihren Siegeln, von manchen
irrig 2, 1 gestellt, weil sie vielleicht nicht mehr
wußten, welch doppelte Bedeutung dieses
Wappenbild besaß. Weitere Proben von Wappen der Abteien und Äbte
können wir uns hier ersparen, weil ich in dem Artikel über die Wappen der
Ordensstifte in Niederösterreich (Jahrgang 1910, Heft 6l7) eine reichliche
Anzahl derartiger Wappenbilder besprochen und abgebildet habe.
Die Äbtissinnen führen selbstverständlich nicht die Mitra, wohl aber das
Pedum, das meist senkrecht hinter den Schild gestellt wird (Abb. 54). Als
Beispiele der Wappen einer Frauenabtei und ihrer Äbtissin mögen die
Abbildungen 55 und 56 dienen, weil gleich vier verschiedene Klosterwappen
in ihnen zum Vorschein kommen. Die Ab-
bildung 55 zeigt das Wappen der Zister-
zienserinnenabtei Mariastern (Mariae stella)
zu Gwiggen bei Hohenweiler in Vorarlberg,
die Abbildung 56 das Wappen der der-
zeitigen Äbtissin dieses Stiftes, Maria Agatha
Keller, die seit 19. Februar 1885 die Regie-
rung führt.
Das Stiftswappen bildet ein gevierter
Schild, der mit einem Herzschildchen belegt
ist, welches das bekannte Wappenbild des
heiligen Bernhard - in Schwarz ein in
zwei Reihen von Rot und Silber geschachfer
Schrägrechtsbalken - aufweist.
1. In Blau ein goldener, sechsstrahliger
Stern (Konventwappen von Mariae stella);
2. im schwarzen, mit goldenen Rauten
bestreuten Felde ein silberner Löwe (Wap-
pen des ehemaligen Frauenstiites Feld-
Abb. 49. Landesfilrstliche Propstei zu
Wiener-Neustadt (1445)
Abb. 50. Wappen des infulierten Propstes
Ignaz Slidl (1909) der Propslei Eisgarn
(Niederösterreich) bach);