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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 11)

wiedergibt, von Cezanne, dem großen Vereinfacher, der die vielspältige Natur extrahiert 
und Wesensinhalte aufbaut, von Gauguin und Maillot, die ihre raffinierten Primitivitäten 
durch Anlehnung an die alle Urformen betonenden ethnographisehen Künste bestärkten, 
ließen sie sich die Pfade weisen. Vage Revolutionäre sind sie also keinesfalls, viel eher 
einem Programm geneigt. 
Und am verführerischsten ist vielleicht für sie der Pariser Matisse. 
Es scheint nun charakteristisch, daß von den Werken der Vorbilder gerade die 
problematischen, gerade die, die mit neuen Techniken experimentieren, am meisten zur 
Nachfolge lockten, und daB, oft mißverstandenerweise, das Tastend-Unbeholfene oder 
das Trotzig-Forcierende der ungeklärten Form- und Liniensprache den Nachfolgern als 
das Eigentlichste an der neuen Kunstsache vorkam und nachgeahmt wurde. Es bleibt so 
etwas beim Abgucken des Räusperns und Spuckens. Immerhin heben sich einige Physio- 
gnomien heraus. So Nolde, der Figurationen und Bewegungsetuden mit starken Konturen 
und robusten Farbflecken hinsetzt. Pechstein, ein exzessives koloristisches Temperament, 
dem es vor den Augen in gierigem Fuoco schäumt und der die Phänomene zuckig züngeln 
läßt. Alltagsmotive wie die Karusselbewegung werden ihm zu halluzinatorischen Feuer- 
werken und optischen Kuriositäten. Cesar Klein wendet für die Darstellung von Menschen 
und Stadtausschnitten eine Art Bilderbogenhandschrift mit ungebrochenen gelben und 
roten Flächen an. 
Melzer zeigt die ethnographische Note. Seine „Läuferinnen" wirken wie primitive 
Schildereien auf faserigem Bast. Dies barbarisch-exotische Moment betont auch das Plakat 
von Kirchner, das eine Äthiopierin mit zwei Schlangen als primitives Flachmuster dar- 
stellt. Segalls Porträte und Landschaften sind in heftigen Kontrastfarben gleichsam auf- 
gemörtelt. 
Und auch sie alle werden alt werden und wieder werden Neue kommen. F. P. 
TUTTGART. AUSSTELLUNG IM LANDESGEWERBEMUSEUM. 
Im Landesgewerbemuseum in Stuttgart ist soeben die größte Ausstellung dieses 
Jahres eröffnet worden, welche alte und neue Glasperlen und deren Verarbeitung zum 
Gegenstande hat. Dank der allgemeinen Beteiligung von allen in Betracht kommenden 
Museen und Privatsammlern konnte zum erstenmal ein fast lückenloses Bild der ganzen 
Entwicklung dieser kunstgewerblichen Gruppe geboten werden, von der altägyptischen 
Glasperle von 150a v. Chr. angefangen bis in die Gegenwart. Auch das ethnographische 
Gebiet ist reichhaltig vertreten, sowohl was die exotischen Völkerschaften anbelangt als 
auch verschiedene europäische Volksarbeiten. Aus unseren Tagen sind alle Anstalten und 
Künstlerinnen, die sich mit diesem Zweige schon mit Glück beschäftigt haben, oder aber 
aus Anlaß dieser Ausstellung erst zur Verarbeitung von Glasperlen geschritten sind, 
vertreten, alle Techniken und Verarbeitungsmöglichkeiten, die heutzutage nicht nur in 
Deutschland, sondern auch weit darüber hinaus nebeneinanderlaufen, kann man auf dieser 
Ausstellung studieren. 
NGERER ä GÖSCHLS MUSTERBLÄTTER IQIO. Die photochemi- 
graphische Anstalt von Angerer ä Göschl versendet soeben neue Musterblätter, die 
sowohl von der außerordentlichen Leistungsfähigkeit wie von dem unermüdlichen Streben, 
das nach dem heutigen Stande der Technik Beste und Vollkornmenste zu leisten, ein 
glänzendes Zeugnis ablegen. 
Die Duplexautotypie wird an einer weiblichen Porträtligur und an einer Alpen- 
landschait aufgezeigt, die an Weichheit und Feinheit der Abtonung nichts zu wünschen 
übrig lassen. Die Faksimile-Reproduktion in Steinlichtdruck dürfte an Genauigkeit der 
Wiedergabe kaum zu übertreffen sein. Sie wird uns in drei Proben vorgeführt: einer 
Kreide- und Rötelzeichnung von J. B. Greuze, einer Rötelstudie von Franz Stuck und 
einem Notenblatt aus dem großen Skizzenbuch zur letzten Bearbeitung des „Fidelio" von
	        
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