wiedergibt, von Cezanne, dem großen Vereinfacher, der die vielspältige Natur extrahiert
und Wesensinhalte aufbaut, von Gauguin und Maillot, die ihre raffinierten Primitivitäten
durch Anlehnung an die alle Urformen betonenden ethnographisehen Künste bestärkten,
ließen sie sich die Pfade weisen. Vage Revolutionäre sind sie also keinesfalls, viel eher
einem Programm geneigt.
Und am verführerischsten ist vielleicht für sie der Pariser Matisse.
Es scheint nun charakteristisch, daß von den Werken der Vorbilder gerade die
problematischen, gerade die, die mit neuen Techniken experimentieren, am meisten zur
Nachfolge lockten, und daB, oft mißverstandenerweise, das Tastend-Unbeholfene oder
das Trotzig-Forcierende der ungeklärten Form- und Liniensprache den Nachfolgern als
das Eigentlichste an der neuen Kunstsache vorkam und nachgeahmt wurde. Es bleibt so
etwas beim Abgucken des Räusperns und Spuckens. Immerhin heben sich einige Physio-
gnomien heraus. So Nolde, der Figurationen und Bewegungsetuden mit starken Konturen
und robusten Farbflecken hinsetzt. Pechstein, ein exzessives koloristisches Temperament,
dem es vor den Augen in gierigem Fuoco schäumt und der die Phänomene zuckig züngeln
läßt. Alltagsmotive wie die Karusselbewegung werden ihm zu halluzinatorischen Feuer-
werken und optischen Kuriositäten. Cesar Klein wendet für die Darstellung von Menschen
und Stadtausschnitten eine Art Bilderbogenhandschrift mit ungebrochenen gelben und
roten Flächen an.
Melzer zeigt die ethnographische Note. Seine „Läuferinnen" wirken wie primitive
Schildereien auf faserigem Bast. Dies barbarisch-exotische Moment betont auch das Plakat
von Kirchner, das eine Äthiopierin mit zwei Schlangen als primitives Flachmuster dar-
stellt. Segalls Porträte und Landschaften sind in heftigen Kontrastfarben gleichsam auf-
gemörtelt.
Und auch sie alle werden alt werden und wieder werden Neue kommen. F. P.
TUTTGART. AUSSTELLUNG IM LANDESGEWERBEMUSEUM.
Im Landesgewerbemuseum in Stuttgart ist soeben die größte Ausstellung dieses
Jahres eröffnet worden, welche alte und neue Glasperlen und deren Verarbeitung zum
Gegenstande hat. Dank der allgemeinen Beteiligung von allen in Betracht kommenden
Museen und Privatsammlern konnte zum erstenmal ein fast lückenloses Bild der ganzen
Entwicklung dieser kunstgewerblichen Gruppe geboten werden, von der altägyptischen
Glasperle von 150a v. Chr. angefangen bis in die Gegenwart. Auch das ethnographische
Gebiet ist reichhaltig vertreten, sowohl was die exotischen Völkerschaften anbelangt als
auch verschiedene europäische Volksarbeiten. Aus unseren Tagen sind alle Anstalten und
Künstlerinnen, die sich mit diesem Zweige schon mit Glück beschäftigt haben, oder aber
aus Anlaß dieser Ausstellung erst zur Verarbeitung von Glasperlen geschritten sind,
vertreten, alle Techniken und Verarbeitungsmöglichkeiten, die heutzutage nicht nur in
Deutschland, sondern auch weit darüber hinaus nebeneinanderlaufen, kann man auf dieser
Ausstellung studieren.
NGERER ä GÖSCHLS MUSTERBLÄTTER IQIO. Die photochemi-
graphische Anstalt von Angerer ä Göschl versendet soeben neue Musterblätter, die
sowohl von der außerordentlichen Leistungsfähigkeit wie von dem unermüdlichen Streben,
das nach dem heutigen Stande der Technik Beste und Vollkornmenste zu leisten, ein
glänzendes Zeugnis ablegen.
Die Duplexautotypie wird an einer weiblichen Porträtligur und an einer Alpen-
landschait aufgezeigt, die an Weichheit und Feinheit der Abtonung nichts zu wünschen
übrig lassen. Die Faksimile-Reproduktion in Steinlichtdruck dürfte an Genauigkeit der
Wiedergabe kaum zu übertreffen sein. Sie wird uns in drei Proben vorgeführt: einer
Kreide- und Rötelzeichnung von J. B. Greuze, einer Rötelstudie von Franz Stuck und
einem Notenblatt aus dem großen Skizzenbuch zur letzten Bearbeitung des „Fidelio" von