(Allgemeine Zeiohen- und Modelllrsohule In Lemberg.) Diese erst vor
wenigen Jahren gegründete, von Herrn Tschirschnitz geleitete Anstalt erfreut sich
einer immer steigenden Theilnahme der dortigen Bevölkerung, so dass der Besuch im
Schuljahre l878[79 bereits 145 Schüler erreicht hat. Davon besuchten den Abendcurs 4.8,
den Sonn- und Feiertagscurs g, den Nachmittagscurs 34 Schüler und den Frauencurs
(to Stunden wöchentlich) 63 Schülerinnen. An dem Modellirunterricht haben lo Schüler
theilgenommen. Im Frauencurse wird das Zeichnen mit besonderer Rücksicht auf die
weiblichen Handarbeiten geübt. Die mannlichen Schüler recicutiren sich zumeist aus dem
Gewcrbestande oder widmen sich dem Lehrßche. lm Monate September v. J. hat eine
Ausstellung der Schülerarbeiten stattgefunden, welche sich eines großen Beifalls erfreute.
In diesem Jahre zahlt die Schule x66 Frequentanten.
(Funkausstellung der Drechsler und Bildsolmitzsr Deutschlands und
Oesterrelnh-Ungarns.) An dieser Ausstellung betbeiligten sich 36 Wiener Firmen, zwei
aus Innsbruck, außerdem Prag, Ebcnsee, Kronstadt (in Siebenbürgen), Haida, Rumburg,
Weidenau tSchlesien), Dobrucka und Grulich. Unter den Wiener Firmen Enden wir die
w-Erste Wiener Bildhauer-Association-i, die Herren Hieß 8x Sohn, Hartmann, Trebitsch,
Lichtblau u. a. m. Ferner bemerkt man die Collectivausstellung von Nürnberg, jene des
Vereins selbständiger Bildhauer Berlins, der Fabrikanten von Ruhla u. s. w. Oesterreich
ist sehr unvollständig, Württemberg und Baiern gar nicht vertreten. Keinem Zweifel
kann es aber unterworfen sein, dass diese Ausstellung für Sachsen und Thüringen sehr
ersprieBlich sein wird.
(Gewerbemuseum in Zürich.) Am n. April beginnt der Sommercurs an der
kunstgewerblichen Fachschule für sämmtliche Zweige der Kunstindustrie mit
Berücksichtigung der Töpferei, Bildhauerei, Bildschnitzerei, Kunsttiscblerei und den damit
verwandten Geworben. - Schüler und Hospitanten (beiderlei Geschlechts) haben sich bis
ro. April bei der Direction anzumelden, woselbst auch Programme nebst Stundenplan zu
beziehen sind.
(Englische Spitzenindustrie.) Das vortreßliche Werk Karl v. Scherzefs -Welt-
industrienx enthält S. 94-101 einen lesenawerthen Bericht über den Stand der Spitzen-
industrie Großbritanniens. Auch auf diesem Gebiete haben die Engländer das Hauptziel
der gesammten englischen Industrie, Massenproduction, erreicht. Der Werth sammtlicher
glatten, gewirkten und gestrickten Spitzenerzeugnisse in den drei vereinigten Konigreichen
wird gegenwärtig auf 6 Millionen i; oder x20 Millionen Mark per Jahr veranschlagt, von
denen etwa die Hälfte im Lande selbst verbraucht und etwa eben so viel exportirt wird.
Es gibt etwa too Spitzenschulen in England, Schottland und Irland, von denen 60-70
allein in Devnnshire sich befinden. Die Spitzenschulen in Irland wurden 1846, nach der
großen Hungersnütll daselbst, errichtet. Schon im frühesten Alter werden die Kinder in
diese Spitzenschulcn geschickt. Allerdings übt die Ueberanstrengung der Augen, die fort-
während gcbückte Stellung und die schlechte Ventilirung der Schulstuben auf den Ge-
sundheitszustand der Kinder einen nachtheiligen Einfluss aus. Aber die große Anzahl der
Schulen 'und die große Entwickelung der Maschinentechnik erklaren es, dass die Spitzen-
industri e in Großbritannien einen Weltmarkt errungen hat.
(Stephunl über Sohliemunrfs Funde.) Eine Entdeckung bezüglich der Schlie-
mann'schcn Funde in Troja und Mykenae, welche soeben in den Berichten der Peters-
burger Akademie der Wissenschaften mitgetheilt wird, dürfte immerhin geeignet sein,
einiges Aufsehen zu erregen. Das Mitglied der archäologischen Commission, Herr Pro-
fessor Stephani, weist nämlich in diesen Berichten nach, dass jene Funde nicht weniger
als zwolfhundert bis fünfzehnhundert Jahre jünger waren, als Herr Schliemann und mit
ihm viele deutsche und englische Gelehrte bisher annahmen. Zum Beweise dafür wird
angeführt, dass sich unter den myltenischen Graberfunden vielfach Goldzierrathen mit
einem eingravirten Schmetterling befunden hätten. Schmetterlinge seien aber notorisch
erst dreihundert Jahre vor Christi Geburt als Zierrath in Gebrauch gekommen. Es
künnten allerdings auch altere Gegenstands in den mykenischen Gräbern ruhen, aber
dann nur deshalb, weil man auch alten Schmuck den Todten mit ins Grab gegeben hat.
Die meisten der gefundenen Gegenstände aber stammen, wie Herr Stephani behauptet
und wie er mit vieler Scharfe aus der Form der Schmucksachen und Gerithe demon-
strirt, etwa aus dem dritten Jahrhundert vor Christi Geburt, und die goldenen Schmuck-
sachen sind, wie er ferner nachweisr, zum großen Thcil südrussischen und persischen
Ursprungs. Alles das würde die Wichtigkeit der Funde des Herrn Schliemann allerdings
um ein Bedeutendes herabsetzen, denn dieselben wurden bisher, von Schliemann und seinen
Anhingem wenigstens, als Zeugen der altesten Cultur des Hellenenthums betrachtet.
(W. A. Z.)
ansmsriq du u. t. Ocunrr. lllßlll.
Hlezu eine Beilage.
Bußdrlckirel von Clrl oernlrrr Sohn in Wlou.