Hans Temple bringt außer einer
Anzahl seiner Porträte als Ergebnis
eines sommerlichen Aufenthalts in
Holland vollsaftige Schildereien aus
den Stuben der Fischer; Georg
Holub gibt seine Landschaften aus
den Julischen Alpen in bedächtig
schlichter Naturtreue. Die meisten
MitgliederdesKünstlerhauseshaben
sich, wie schon eingangs bemerkt,
mit Studien oder mit Wiederho-
lungen der ihnen geläuiigen Motive
begnügt; es erübrigt sich, den Bild-
nissen von Adams, Krauß, Scharf
und anderen mehr, so tüchtig sie
sind, dies oder jenes vorzurücken
und, wenn sie salopp werden,
Angeli ihnen als nachahmenswertes
Beispiel zu nennen; ein Kaiser-
porträt von Paul joanowitch ver-
dient den Ehrenplatz schon durch
die nachdrücklich charakterisierende
Pinselführung, L. Kochs Kavalkade
junger Erzherzoge hat den richtigen
Rotten Zug, eine Kohlenzeichnung
von Olga Prager ("Sitzung des
Täschchen, entworfen von Tella Jacobson, ausgeführt von der
VV' ' ' ' h -
w"? medlzlnlPc enpi-ofessoren I. Wiener Produktivgenossenschaft der Absolventinnen der k. k.
kollegiums") bleibt wenigstens der Kunstsdckereischulen
Porträtähnlichkeit nichts schuldig.
Figuralisten: Larwin holt sich jetzt bei den Zigeunern seine Modelle, Epstein, wie immer
anziehend, bleibt in „Nachteffektei-i" seinem Burano treu, Sterrer altertümelt in der Art
des Hans Thoma, Haßmann kehrt aus Amerika zurück, wo er seine Originalität, die er
vor Jahren im „Hagenbund" bekundete, eingebüßt zu haben scheint. jungwirth hat sich
diesmal zu den Landschaftern gesellt, unter denen Filkuka seit seinem Debüt im Vorjahre
sich fortgeschritten zeigt. Die Bildhauer beschränken sich auf Büsten und Kleinplastik,
landläufig korrekt. Einen erfreulichen Zuwachs hat die Graphik durch die Blätter von Luigi
Bonazza und Otto Trauner erfahren; Altmeister Unger gibt Nachricht von sich mit einer
farbigen Radierung nach Perugino.
DVVIG MICHALEK. Abseitig, ohne ein Sonderling oder irgendwie ein Verächter
des Herkömmlichen zu sein, will Ludwig Michalek kaum je mehr etwas davon wissen,
sich an großen Ausstellungen zu beteiligen. Immerhin fühlt er von Zeit zu Zeit sich gemahnt,
vor der Öffentlichkeit darüber Rechenschaft abzulegen, wie er mit dem ihm verliehenen
Pfunde gewuchert. So gibt er denn in der Galerie Miethke eine ausführliche Übersicht
seiner Tätigkeit als Radierer und als Maler. Das Grenzgebiet, die farbige Radierung, scheint
er gegenwärtig - denn die ausgestellten schönen Blätter datieren um mehrere Jahre
zurück - hintanzusetzen, zugunsten der absoluten Schwarzweißkunst, und hier wiederum
sehen wir ihn oft nach der „kalten Nadel" greifen, mit der an Ort und Stelle die „Mineure
im Tauerntunnel" auf die Kupferplatte gebracht wurden. Nicht minder unmittelbar wirkt
die große Radierung der „Bohrung im Tauerntunnel", ungeachtet der allen Einzelheiten
nachgehenden Vorstudien. Nicht vergessen seien die Versuche mit dem Silberstift, zu dessen
Fürsprech, nicht bloß aus antiquarischen Gründen, Direktor Meder geworden ist, und die