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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 12)

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ging den dunklen Weg des Orest, ohne wiederzukehren; wer darf nun werben um 
den Ring? . . . 
Richard Wagners Gedächtnis und große künstlerische Zeit bringt die Ausstellung des 
Richard Wagner-Museums in Eisenach zur Erscheinung. Eine Fülle von Bildern, viel ver- 
blaßte Photographien der Helfer am Werk, Theaterzettel, Briefe und in einem Rahmen als 
Aushang die „letzte Bitte vor Aufführung des Ringes". Eigentlich drei Bitten, auf die kleinen 
Noten zu achten („die großen kommen von selbst"), nicht ins Publikum zu singen und die 
dritte, so menschlich berührende: „Bleibt mir gut, ihr Lieben!" 
Die neuere Zeit wird von den auswärtigen Bühnen stärker vertreten als von den 
Berlinern. Von diesen tritt eigentlich nur das Neue Schauspielhaus hier hervor mit Modellen 
der schönen Szenenbilder von Sven Gade: das Julius Cäsar-Forum, hell im Schimmer- 
licht vor blauem Horizont und das Gyges-Finale mit glühenden Opferaltären im l-Ialbrund 
der Zypressen. 
Meiningen läßt eine Porträtgalerie seiner führenden Geister für sich zeugen und 
unterstützt sie gewichtig durch zwei mächtige Pappenheimer Rüstungen, I-Ierolde seiner 
historischen Kunst. München bringt sehr vielseitige Kollektionen. Dekoratives: Modelle der 
Shakespeare-Bühne, Walküren- und Meistersingerbilder vor dem neuen Rundhorizont und 
andere neue lllusionsmittel, so eine Rasendecke aus Rafliabast; weiter Dekorationsskizzen 
und Regiebücher der Separatvorstellungen König Ludwigmwagners Originalpartituren zum 
Holländer undWalküre, Siegfried und Götterdämmerung, ausgestellt von der Administration 
des Vermögens Seiner Majestät des Königs Otto von Bayern; schließlich eine ganze Kostüm- 
und Garderobengalerie: 
Röcke aus braunem und 
blauem Tuch, getragen 
von den Königen Max und 
dem ersten Ludwig, ein 
schottisches Biedermeier- 
kleidderKöniginTherese, 
Staberle-Frack und We- 
ste des Schauspielers Fer- 
dinand Lang, bis zu den 
blau und rotgoldenen Li- 
vreenvomMärchenschlit- 
ten Ludwigs desZweiten. 
Während hier im- 
mer noch das Retrospek- 
tive vorwiegt, berichten 
Köln und Düsseldorf von 
ihrer Tagesarbeit. Die 
Düsseldorfer demonstrie- 
ren in ihrem Tempel 
Szenenarchitekturen zum 
antiken Drama, aus dem 
Grundelement des Bau- 
würfels konstruiert, und 
Köln gibt für Wort- und 
Musikdrama seines Quali- 
tätsrepertoires das Büh- 
nenabbild im Modell und 
als Dioskuren beider Kün- 
ste zeigt es in Büsten 
seinen Martersteig und Arbeitstasche, Seide, entworfen und ausgeführt von Else Sliibchen-Kirchner 
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