Elle Briggs-Baumfeld, Lesezimmer im Newyoxker Press Club
Newyork überblickt. In einem der Säle des Fine Arts-Gebäudes wurde auch
eine Spezialausstellung vonArbeiten desverstorbenen deutsch-amerikanischen
Bildhauers H. Linder veranstaltet. Der sehr talentierte Künstler, der vergeb-
lich um Anerkennung gerungen hatte, war im letzten Jahr im besten Mannes-
alter dem aufreibenden Existenzkampf erlegen. Er war einer der ersten, die
hier die künstlerische Skulptur in das Kunstgewerbe eingeführt haben. Man
huldigt aber namentlich in der Bildhauerei dem Konventionalismus und hat
für Individualität noch wenig Verständnis. Kein Wunder, daß für Linders
eigentümlichen Stil, der mit einem kräftigen Anklang an die Gotik moderne
Gestaltung vereint, kein rechtes Interesse vorhanden war. Besonders gut
gelangen ihm_ Frauen- und Kindergestalten. Für seine kunstgewerblichen
Arbeiten war auch die Farbe wichtig. Das zeigt sich bei seinen Kandelabem,
Gartensitzen und vielem anderem. Linder hat auch in der monumentalen
Skulptur Vorzügliches geleistet. Die Ausstellung brachte 75 Werke sowie
eine größere Anzahl von Photographien, die mit den ausgestellten Arbeiten
zeigten, was wir an Linder verloren haben. Viele seiner ideenreichen Skizzen
sind nie ausgeführt worden. Andere hat er vernichtet, um Material für neue
Entwürfe zu gewinnen, von denen er hoffte, daß sie zu Aufträgen führen
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