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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 3)

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seine Linke faßt eine Rennfahne, die Rechte ruht amDolchgrifT. Sein schönes 
edles Haupt, von Lockenfülle umrahmt, neigt sich müde der Gattin zu, von 
deren feiner anmutigen Gestalt er sich wie ein Hüne abhebt. Die straffe Haltung 
des Körpers aber und die Pracht seiner Glieder gemahnen lebhaft an seine 
Turnierfreudigkeit, die uns ja auch Maximilians Freydal und des jüngeren 
Burgkmairs Tumierbuch"" von dem „Renn- und Gestechmeister" festgehalten 
haben. johannas Kopf ist etwas leer, Wolfgangs Züge aber offenbar von 
sprechender Naturwahrheit. Die Modellierung erinnert stark an das Porträt 
Erzbischof Leonhards auf Hohensalzburg und mehr noch vielleicht an die 
göttlichen Gestalten auf dem Keutschach-Denkmal in Maria-Saal. Auf dieses 
weist auch der obere Abschluß der Polhaimer Tafel mit dem dichten mit 
Engelsköpfchen durchsetzten Wolkengewirr, das die Halbfiguren Christi als 
Schmerzensmann mit Maria und Johannes umrahmt. 
Für die Beurteilung des Werkes ist es nicht ohne Belang, daß es, so 
wie es heute vor uns steht, nur ein Fragment darstellt; es ist die Deckplatte 
einer Tumba. Dies erhellt schon daraus, daß die Minuskelinschrift, welche 
um die Schräge läuft, nach außen und abwärts fußt, während bei gewöhn- 
lichen Grabplatten die Inschriften immer auf dem Innenrand aufstehen. 
Wichtiger aber noch erscheint es, daß, was man bisher übersehen hat, die 
neben der Deckplatte hervorragendsten Teile eines I-Iochgrabes, die Sarko- 
phagwände, sich ebenfalls noch in Ober-Thalheim erhalten haben. Sie finden 
sich unterhalb der Platte in die Westwand der Kirche eingemauert, sind 
aber zum Teil von einer Kirchenbank verdeckt. Ihr Reliefschmuck ist voll- 
ständig heraldisch gebildet (Abb. 15 und I6). Auf der einen sieht man zwischen 
von Löwen gehaltenen I-Ielmen das Wappen der Polhaim; auf der andern 
mit dem Wappen der Johanna von Borselle treten an Stelle der Löwen 
Putten. Die Ausführung der Seitenteile steht gegenüber dem Fleiß und der 
Sorgfalt, mit der die Deckplatte bearbeitet ist, erheblich zurück. Valken- 
auer hat hier jedenfalls alles den Gesellen überlassen. Die Deckplatte aber 
ist sein eigenstes Werk. 
Nach dem einheitlichen Charakter der Inschrift auf der Schräge kann 
das Hochgrab zu Ober-Thalheim erst nach dem Tode des Ritters „an sand 
Petrus tag Anno 1512" entstanden sein, also etwa im Laufe des Jahres 
1513. In die unmittelbarste zeitliche Nähe setze ich aus stilistischen Er- 
wägungen auch das Keutschach-Monument in Maria-Saal. Wenn auch 
Erzbischof Leonhard das Schloß Tanzenberg erst 1516 endgültig für seine 
Brüder erwarb, so schließt das keineswegs aus, daß die Brüder schon vor- 
her das benachbarte Maria-Saal, das schon die Grabstätte ihrer Mutter war, 
als Begräbnisstätte auch für sich erkoren hatten. Übrigens hatte ihr erz- 
bischöflicher Bruder schon im Jahre 1511, als er Tanzenberg nur als Pfand 
übernahm, sein Wappen" mit Mitra, Kreuz und Pedum am Schloßeingang 
"' Pallmann, Hans Burgkmair des jüngeren Tumierbuch von x52g, Leipzig xgro. 
"' Ob dieses Wappen etwa auch von Valkenauer herrührt, kann ich nicht entscheiden, da ich es nicht 
selbst gesehen habe. Ich stütze mich auf" die oben erwähnten Notizen über Tanzenberg.
	        
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