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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 3)

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bischöflichen Stuhl zu Passau inne 
hatte, verschied er am 22. Novem- 
ber 1485." 
Die einheitlich in prächtigen 
Minuskeln erhaben gemeißelte Um- 
schrift auf der Schräge des Steines 
beweist einwandfrei, daß das Werk 
erst nach dem Tode des Bischofs 
gefertigt wurde, die außergewöhnlich 
reiche und sorgfältige Ausführung 
der Platte läßt ferner vermuten, daß 
mindestens Jahresfrist bis zu ihrer 
Vollendung verHoß. Wir werden al- 
so rund das Jahr 1487 als Entste- 
hungs-, beziehungsweise Vollen- 
dungszeit annehmen dürfen. Es er- 
gibt sich somit eine Kluft von etwa 
fünfundzwanzig Jahren, die dieses 
Frühwerk von den späteren Arbeiten 
trennt, und dieser Zeitunterschied 
läßt sich selbstredend im Stil nicht 
übersehen. Die Formensprache ist 
durchwegs härter, eckiger; ich denke 
dabei vor allem an die Gewänder der 
Engel mit den bischöflichen Insignien 
und Wappen, dann an die scharfen, 
hart gemeißelten Züge des Bischofs 
(Abb. 24). Diesem spätgotischen Ge- 
schmack entsprach auch das eckige 
Falten eknitter des schwere mit 
Abb. 23. Grabplatte des Bischofs Friedrich Mauerkircher . g ._ .. n , 
h, 3,3mm, reicher Bordure gesaumten Rauch- 
mantels viel mehr als die ruhigen 
Linien der weichen, geschmeidigen Kaseln, wie sie Erzbischof Leonhard 
oder Propst Gregor Rainer tragen. So scheint auf den ersten Blick hier eine 
andere als Valkenauers Hand den Meißel geführt zu haben, aber trotzdem 
verleugnet sich diese keineswegs. Schon Äußerlichkeiten weisen auf sie hin. 
So wird wie bei den Monumenten der eben genannten Kirchenfürsten die 
Platte in ihrer Bild- und Reliefwirkung dadurch bereichert und vertieft, daß 
der Künstler Postament und Baldachin dreiteilig vorkragen läßt. Der Bal- 
dachin am Grabmal des Bischofs Mauerkircher wirkt überdies wie eine ver- 
einfachte Lösung jenes am Grabsteine des Propstes Rainer; dabei decken sich 
die Verschlingungen des Astgeranks, der Schnitt und das Spiel der Blätter, die 
' Vgl. hierzu Verhandlungen des historischen Vereines für Niederbayern, Bd. VII] (1862), Seite 341, u. 
Bd. X 0864), Seite 94. - Schöller, Die Bischöfe von Passau, 1844, Seite 162 ff.
	        
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