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Vergangenheit Salzburgs im XV. Jahrhundert wachzurufen. Und dennoch
müssen wir wohl damit rechnen, daß damals in der Steinmetzenstadt Salzburg
neben dem Handwerk auch die Kunst der Marmorbildnerei geblüht hat. Aber
nur eine einzige wirklich bedeutende Steinskulptur in Salzburg selbst aus der
Zeit von 1440 bis 1450 ist dessen Zeuge, die Grabplatte des heiligen Vitalis in
St. Peter." Wir müssen also annehmen, daß all das andere Gute entweder
im Laufe der Jahrhunderte untergegangen oder als Exportware ausgeführt
worden ist. Von diesen im Land zerstreuten Denkmälern Salzburger Her-
kunft scheinen mir nun zwei für die
Frühzeit unseres Meisters von Belang
zu sein, die Grabplatte des Bischofs
Georg Überagker (1452 bis _1477) in
der Abtei Seckau in Steiermark" und
die Tumbenplatte des Stiftergrabes der
Familie Wernhers von Plaien im Stift
Reichersberg am Innf" Erstere, gefer-
tigt vor dem Tode des Bischofs, ist etwa
1460 bis 1470 anzusetzen, letztere um
1470. Beide Werke erachte ich als die
unmittelbaren Vorläufer der Kunst Val-
kenauers, sogar in dem Sinne, daB mir
der unbekannte Meister der Lehrherr
desselben gewesen zu sein scheint. Das
stark plastische Empfinden, wie es be-
sonders in dem Reichersberger Relief
zutage tritt (Abb. 33), im allgemeinen,
dann Einzelheiten wie die exakte, klar
detaillierende I-Iaar- und Bartbehand-
lung, die Gesichtstypen, die Bildung der
Augen, die dünngliedrigen Hände wir-
ken wie die Vorstufen zu Valkenauers
Ausdrucksweise in seinen frühen Wer-
ken, etwa in dem Regensburger Ma-
donnenrelief oder an dem GfälbSte-in Abb. 37. Epitaph der Möderndorfer in Maria-Saal
Mauerkirchers. ]a auf dem erstge-
nannten Werk finden wir sogar mit nur wenig Änderungen den gleichen
dreigeteilten architektonischen Baldachin wieder wie an den Grabplatten
in Reichersberg und in Seckau. Von demselben Meister ist auch der Por-
trätstein über dem Grabe des heiligen Rupertus in St. Peter zu Salzburg
"' Die Abteireehnung von St. Peter pro 1496-1502 Cista CLXXIV 4 enthält den Eintrag: Pro M. johanne
lupicida et scissore, qui lapidem B. Vitalis excidit (r4)g7. etc. Daß dieser Meister nicht mit Valkenauer identisch,
noch die Grabplatte in St. Peter um 1497 entstanden sein kann, soll gelegentlich in anderem Zusammenhang
dargelegt werden. H. Widmann, Geschichte Salzburgs I1. (xgog) Seite 407 irrt, wenn er in dem Stein eine
Arbeit Valkenauers vermutet.
"' Mitteilungen der k. k. Zentralkornmission III. (1858), Seite 191.
'" Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereins zu Wien. XXI. (1882), Seite 29.
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