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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 3)

an den Delfter Vermeer erinnert. Die- 
selbe schöne Ausgeglichenheit, deut- 
licher noch einen Künstler voll gütiger 
Heiterkeit spiegelnd, ist in den Land- 
schaften mit ihren zarten, schier ver- 
löschten Farben, in deren Halbtöne 
ganz unauffällig kleine lebhaftere Ak- 
zente eingestreut sind, wenn man dieses 
Wort mit dem Beigeschmack des Zu- 
fälligen bei solchen Werken brauchen 
darf, in denen es trotz dem „tout flot- 
tant" kein Ungefähr gibt. Kein stärkerer 
Gegensatz zu der in silberig graue Nebel 
gehüllten lyrischen Idealwelt Corots als 
die dramatische des phantasiegewal- 
tigen Delacroix. Durch zwei Skizzen 
wenigstens, die sich in Wiener Privat- 
besitz (der Sammlung Eißler) befinden, 
wurden hier zwei große, bewegte Kom- 
positionen in ihrem herrlichen Farben- 
tumult lebendig, das„Massacre de Scio" 
und der Plafond der Galerie d'Apollon 
im Louvre. Nicht nur für Delacroix' Be- 
schäftigung mit Goethe war die „Ge- 
fangennahme Weislingens" bezeich- 
nend, obwohl man sich an die Romantik 
 
Bucheinband, entworfen und ausgeführt von der Birming- 
ham School cf Art 
Viktor Hugos gemahnt fühlte; das Furioso der Pferde in dem Reiterüberfall weist auf den 
Tiermaler Delacroix hin, der sich, wie aus einigen kleinen Bildern hervorging, um des 
 
Bucheinband, entworfen und ausgeführt von der 
Birmingham School of Art 
Farbenschauspiels willen gerne Löwen und Tiger 
in exotischer Umgebung bei wildem Gebaren 
inszenierte. Da war aber auch, um nicht nur die 
bekanntesten Seiten des Künstlers hervorzu- 
kehren, eines der seltenen Blumensülleben und, 
ungemein edel und innig in der Haltung, „der 
heilige Sebastian", der nach seiner Marter von 
milden Frauen gepiiegt wird. Endlich neben 
Delacroix, dem trotz allen heftigen Tempera- 
mentsausbriichen immer vornehmen Künstler 
und klugenBeobachter, der gewalttätige Agitator 
Courbet, der sich auf seine unnachsichtliche 
Naturabschrift und auf die soziale Sendung 
seiner Bilder etwas zugute tat. Es ist aber ein 
künstlerisches Apostelamt gewesen, durch das 
er auf deutsche Künstler wie Leibl und Trübner 
gewirkt hat. Was sie angezogen hat, geht aus 
einemlocker und dabei bestimmt gemalten „Mäd- 
chenbildnis" hervor. Sein eigenstes Grün und 
durchgängiges Grau, soweit es nicht zu Schwarz 
geworden ist,beherrschen ein „Halali"genanntes 
Jagdstück, dessen Waldinneres mit dem auf 
Corots „Kind und Puppe" zu vergleichen lehr- 
reich ist, und eine monumentaleWaldlandschaft.
	        
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