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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 3)

Farblichen Reiz aber haben die Dancing Girls, zierliche Mädchenäffchen mit hochgewehten 
grünen Röcken gleich großen Lampenschleiern über weißen Höschen und schwarzen 
Strümpfen. 
Ganz menschenfresserisch wirken die Typen von Pechstein. 
Seine Orangenschälerin, sein maskierter Akt sind Schaubuden-Schönheiten, hin- 
gestrichen mit einem koloristischen Fanatismus zum Unwahrscheinlich-Häßlichen, Nigger- 
haften. Die Annahme, daß eine Lust an Bluff mitspricht, liegt nahe, mit ihr allein und 
den hier vielleicht allzu bequemen Witzen kommt man der Sache aber doch nicht bei. 
In Pechstein, der übrigens der Häuptling der Gruppe ist, sprudelt zweifellos eine 
echte, wenn auch wüstekoloristische 
Leidenschaft. Man hat das Gefühl 
von Exzessen und Ausschweifungen 
aufgepeitschter malerischer Sinn- 
lichkeit. Man fühlt, wie es vor diesen 
Augen rot wird in einem rasenden 
Rausch und wie in dieser roten Flut 
die Erscheinungen taumelnd er- 
trinken. Dafür sind die Zelte am 
Abend mit Waberlohe und wabern- 
den Menschenzügen ein Beispiel. 
Andrerseits zeigt ein Mädchen- 
porträt im roten Kleid vor hellem 
Ofen gegen grünen Hintergrund, 
eingelassen in eine Wandrahmen- 
architektur (schwarz mit weißen 
Intarsialinien] auffallende Geschlos- 
senheit. 
Eine Kreuzung aus Ludwigvon 
l-IofmannundvanGoghsindBengens 
Mädchen am Strande in lichten 
kreiselnden Linien voll Tanz- und 
Wellenrhythmus. 
Cesar Kleins Stilleben aus 
Poterien, Früchten, Stoffen haben 
in ihrem lebhaften Rot-Gelb-Grün 
etwas von der frohen und har- 
monischen Buntheit der gestickten 
Halsband aus Gold und Halbedelsleinen, entworfen und ausge- Bauerntücher und der Bauern" 
führt von C12! Birmingham School of Art töpfe. Melzer liebt es. wie schon 
die erste Ausstellung zeigte, die 
schiefen Straßen alter Städte mit Giebeln und Balkonen Hächig gleich einer Theater- 
dekoration zu malen, pikant unwahrscheinlich, imaginär. In einem großen freskohaften 
Wandbild, Krieger und Frauen, macht er Monumentalgebärden zwischen Cezanne und 
Hodler. Eine Aktsinfonie aus bewegten, sich überschneidenden Männerleibern und hocken- 
den, kauernden Frauen am Rand der Meeresweite, ein Motiv, das auch an Marees denken 
läßt. Zeichnerisch scheint hier manches bewältigt, doch das MenschenHeisch ist von einer 
bizarren Laune, grün, braun, rosa, mit weißer durchgeführter Sprenkelmusterung behandelt 
und gleicht der Epiderrnis glasierter Steinzeugiiguren. 
Schmidt-Rottluffs Gittarrenspielerin wirkt wie aus farbigen schmetterlingshaften 
Tupfen zusammengeHattert, flächig wie ein Schatten, von Koloristik übergossen, sehr deko- 
rativ, sehr artistisch, dabei drollig, an justinus Kernersche „Klecksographien" erinn ernd, 
jene merkwürdigen Bildungen aus zusammengewischten TintenHecken zwischen zusammen- 

	        
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