Farblichen Reiz aber haben die Dancing Girls, zierliche Mädchenäffchen mit hochgewehten
grünen Röcken gleich großen Lampenschleiern über weißen Höschen und schwarzen
Strümpfen.
Ganz menschenfresserisch wirken die Typen von Pechstein.
Seine Orangenschälerin, sein maskierter Akt sind Schaubuden-Schönheiten, hin-
gestrichen mit einem koloristischen Fanatismus zum Unwahrscheinlich-Häßlichen, Nigger-
haften. Die Annahme, daß eine Lust an Bluff mitspricht, liegt nahe, mit ihr allein und
den hier vielleicht allzu bequemen Witzen kommt man der Sache aber doch nicht bei.
In Pechstein, der übrigens der Häuptling der Gruppe ist, sprudelt zweifellos eine
echte, wenn auch wüstekoloristische
Leidenschaft. Man hat das Gefühl
von Exzessen und Ausschweifungen
aufgepeitschter malerischer Sinn-
lichkeit. Man fühlt, wie es vor diesen
Augen rot wird in einem rasenden
Rausch und wie in dieser roten Flut
die Erscheinungen taumelnd er-
trinken. Dafür sind die Zelte am
Abend mit Waberlohe und wabern-
den Menschenzügen ein Beispiel.
Andrerseits zeigt ein Mädchen-
porträt im roten Kleid vor hellem
Ofen gegen grünen Hintergrund,
eingelassen in eine Wandrahmen-
architektur (schwarz mit weißen
Intarsialinien] auffallende Geschlos-
senheit.
Eine Kreuzung aus Ludwigvon
l-IofmannundvanGoghsindBengens
Mädchen am Strande in lichten
kreiselnden Linien voll Tanz- und
Wellenrhythmus.
Cesar Kleins Stilleben aus
Poterien, Früchten, Stoffen haben
in ihrem lebhaften Rot-Gelb-Grün
etwas von der frohen und har-
monischen Buntheit der gestickten
Halsband aus Gold und Halbedelsleinen, entworfen und ausge- Bauerntücher und der Bauern"
führt von C12! Birmingham School of Art töpfe. Melzer liebt es. wie schon
die erste Ausstellung zeigte, die
schiefen Straßen alter Städte mit Giebeln und Balkonen Hächig gleich einer Theater-
dekoration zu malen, pikant unwahrscheinlich, imaginär. In einem großen freskohaften
Wandbild, Krieger und Frauen, macht er Monumentalgebärden zwischen Cezanne und
Hodler. Eine Aktsinfonie aus bewegten, sich überschneidenden Männerleibern und hocken-
den, kauernden Frauen am Rand der Meeresweite, ein Motiv, das auch an Marees denken
läßt. Zeichnerisch scheint hier manches bewältigt, doch das MenschenHeisch ist von einer
bizarren Laune, grün, braun, rosa, mit weißer durchgeführter Sprenkelmusterung behandelt
und gleicht der Epiderrnis glasierter Steinzeugiiguren.
Schmidt-Rottluffs Gittarrenspielerin wirkt wie aus farbigen schmetterlingshaften
Tupfen zusammengeHattert, flächig wie ein Schatten, von Koloristik übergossen, sehr deko-
rativ, sehr artistisch, dabei drollig, an justinus Kernersche „Klecksographien" erinn ernd,
jene merkwürdigen Bildungen aus zusammengewischten TintenHecken zwischen zusammen-