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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 4)

Augen erloschen hinter der Brille, macht- 
voll der Schädel über den faltigen Hals- 
wiilsten. Max Klinger mit überbuschendem 
Haar und Faunsspitzbart schaut aus einer 
Silbertafel von Felix Pfeifer. Mommsen mit 
dem Antlitz einer Parze modellierte Josef 
Kowarzik. Patriz Huber mit dem bebrillten 
Schulmeistergesicht lebt in Rudolf Bosselts 
Prägung wieder auf von den Toten. Bis- 
marck und Moltke bannte Hermann Hahn 
in einen magischen Kreis; die so verschie- 
denen Köpfe wirken nebeneinander wie 
das Doppelbild eines Recken und einer 
Norne.MonumentalaberragtdasBismarck- 
Haupt von Hildebrandt. Ein dunkler Rund- 
schild mit erhöhtem Rand, darin einge- 
schrieben die Helmwölbung und unter ihr 
das Heroengesicht, einfach und groß. 
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4: 
Sinnvoll bietet sich diese Kunst für 
Familiengedenkzeichen dar. Doppelpar- 
träte der Ehepaare sieht man entweder 
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K. k. Kunstgewerbeschule in Wien. Gefäß, Fayence, mit 
blauer Engobemalerei, Entwurf und Ausführung von Karl 
Massanetz (Schule Professor Moser) 
profilhaft voreinandergestellt, oder in reizvoller Variation gegenüber, sich in die Augen 
sehend, und zwischen ihnen hängt eine Blume. Sehr dankbar sind Kindermodellierungen 
mit dem rundkugeligen kahlen Barnbinoköpfchen oder (au: Bosselts Medaille seines Arno) 
mit den zarten Härchen gleich Ähren. 
Sehr anmutige Mädchenzüge begegnen. „In Memoriam Josephinae" steht auf der 
Münze Theodor von Gosens rnit dem lieblichen Bildnis im glatten Scheitel und Rund- 
schnecken über den Ohren. Und Bruno Elkans zierliche Hedwig steigt im Blumenkranz lang 
und schlank empor wie eine florentinische Tornabuoni. 
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Humore fehlen nicht und Impressionen. Leibhaftig gegriffen sind die Tierreliefs von 
A. Storch. Sehr drollig vor allem seine animalischen Namensvettern: Eine Doublette, ein 
Storch mit geschlossenem Gefieder, überschnitten von den facherig gebreiteten Flügeln des 
andern, und im spitzigen Schnabel ein Zappelfrosch. 
HansSchwegerle fabuliert launig in Bronze. Sein Sankt Petrus ist recht der Himmels- 
pförtner aus den Kinder- und Hausmärchen, voll Schalkheit und brummender Gutartigkeit. 
Und der Gaukler in der Ovalform zeigt das witzige Motiv, daß die Narrenkappe den Rand 
durchbricht und darüber hinausragt. (Vergleichbar dem Durchbruch des kecken Frauenhutes 
auf Cherets Medaille Le Rire). Derb und drastisch strotzt das Festzeichen Lommels für 
eine Bauernkirchweih mit dem grotesken Kirmespfeifer und seiner vergnügten Vivatnase. 
Und sehr drollig macht sich in der Kowarzik-Serie neben „des Künstlers Gattin" _ 
„des Künstlers Köchin" - eine strotzende Hille Bobbe. Felix Poppenberg 
ERLIN. DIE FEBRUARAUSSTELLUN G DES CASSIRERSCI-IEN 
SALQNS zeigt Arbeiten eines Mannheimer Künstlers, Theodor Schindler, die Be- 
achtung verdienen. In seinen Landschaften mit dem Gelb und Rot des Herbstes, seinem 
wallenden Wiesengrün stiller Täler spricht sich ein reiner, treuer Natursinn aus in einer ehr- 
lichen effektlosen Technik. Ein Stilleben erfreut durch das temperamentvolle Gegeneinander- 
führen starker, ungebrochenerFarben im Geschmack van Goghs und Cezannes: blaue Hinter-
	        
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