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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 5)

Reinhardtscher Bühnenstimmungen mit Wipfelbäurnen, Rasenteppich, Blattgezweig und 
sehr illusionistisch wirkt es in der schwedischen Abteilung, wenn man in einem Landhaus- 
interieur steht und durch Verandatür und Fenster auf solche künstliche Landschaft mit 
Skilauf und Rodelschlittern blickt. 
In gut disponierten Kojen breitet sich die Fülle des Reisekonforts, die gelben Leder- 
taschen mit allen Schikanen, die ingeniösen Schrankkoier, die Stiefelkassetten aus. 
Mannigfache bunte Beute fängt man sich ein. 
In der ElsaB-Lothringischen Abteilung sieht man viel schöne Altertümer, Truhen 
des XV. und XVI. Jahrhunderts, Straßburger Fayencen, Modelle der Diligencen, Kaleschen 
und Kabriolette aus der Postkutschenzeit Straßburgs und Colmars. 
Sehr gelungen sind die Kostümfiguren von Sibylle Kemp, alte Frauen mit hutzeligen, 
schrumpeligen Gesichtern in breitseidener Bauerntracht mit Blumenbordüre. 
Gut präsentiert sich auch Sachsen. Sein Gehäus ist außen mit gelbem Rupfen 
bespannt, von dem das grüne Rautenwappen sich frisch abhebt. 
Innen gibt es kleine Sonderausstellungen: Meißen mit dem Prunkstück der Por- 
zellanstatuette Augusts des Starken auf geblümtern Sockel in polnischer Tracht; eine männ- 
liche Krinolinentigur in üppig fallendem Mantel - der Faltenwurf spielt reich in den 
weißen Glasur-Bächen - und das 
blaue Ordensband wirü Schimmer 
darüber. Plauen hat vortreüliche 
Maschinenspitzen aufzuweisen, 
sachlich und geschmackvoll aus 
den technischen Bedingungen ab- 
geleitet mit dem Musterkrisseligen, 
hängenden Rankenwerks und fä- 
cherig sprießender Farren. 
Das Erzgebirge lockt zum 
WintersportundeinfamoserEisen- 
bahnwaggon liefert dazu ein Bei- 
spiel der Zweckästhetik. Er hat 
außen an den Seitenwänden an- 
gehängte Längskastemin denen die 
Schneeschuhe bequem ihre Länge 
strecken können. Innen blitzblank 
und schmuck, mit ausgiebigem 
Raum für die Rodel unter und über 
den Sitzen. 
Und besonders lieb evollwur- 
de gerade die dritte Klasse behan- 
delt, mit hellem Holz, Landschafts- 
ansichten im Wandrahmen und 
ilammig gemaserten Birkenplatten 
als eingelassene Füllungen. 
Der Norden war immer sehr 
begabt für Reisepropaganda. 
Schwedens Dioramenkünste wur- 
den schon erwmt. Norwegen 
ladet in eine sehr behagliche Berg- 
 
_ _ _ Bespannung, bunte Seidentambouxiernrbeit mit Silber und lasierten 
hütte mit farbigen Bettladen und Pailletten, deutsch, um 1770. Gegen 1,", der natürlichen Größe 
Wandbänken. Sie ist im BODCSSÜ] (Österreichisches Museum)
	        
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